Volltext: Im Lenz geknickt

hauptsächlich der Letztere war als geistiges Haupt der gauzen 
Bewegung im oberösterreichischen Bauernkriege gedacht. 
Stifter kam eines .Tages zu mir und entwickelte mir in 
einer etwa einstündigen begeisterten Rede das ganze 
Stück, wie er es in der Seele trug. Ich unterbrach ihn 
nicht, denn von Satz zu Satz stieg meine Bewunderung 
seiner Rednergabe. Ich erinnere mich, daß ich damal 
fast nichts vom Inhalt hörte und nur die Form, in der¬ 
er alles gab, anstaunte. Er riß mich fort. Mir perlten 
die hellen Thränen über die Wangen, als ich in seine 
durchgeistigten flammenden Augen blickte und die mit 
Todtenblässe wechselnde fieberhafte Röthe seiner Wangen 
sah. Von diesem Tage an glaubte ich an Ludwig Stifter- 
mehr als an mich selbst; ich hatte die unerschütterliche 
Überzeugung, mein Freund sei ein bedeutender 
Mensch, ein wahrhaft genialer Jüngling. Und ich 
werde diese Überzeugung nie und nimmer aufgeben, 
wenn es mir auch nicht gelingen sollte, dieselbe in Andern 
zu wecken. 
Seine Arbeit regte ihn ungeheuer auf und das war 
für seinen Gesundheitszustand sehr gefährlich. Er machte 
vorerst umfassende historische Studien und entwarf dann 
eine Skizze des ganzen Stückes. Endlich begann er die 
Arbeit ganz in der Stille. Er schrieb die ersten acht 
Scenen: Volksscenen, Landsknechtdialoge, eine Familien¬ 
scene im Elternhause desselben von einer ausländischen 
Universität heimkehrenden Studenten Becker u. s. w. Zu¬ 
letzt tritt Fadinger auf, und daran knüpft sich die Ab¬ 
schiedsscene des letzten Prädicanten, eine große, bewegte
	        
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