Volltext: Meine Kriegserinnerungen

Fachs Gegenangriff südwestlich Caissons 
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Während der Besprechung bei der Heeresgruppe Rupprecht am 18. vor 
mittags erhielt ich die ersten Meldungen, daß der Franzose in überraschendem 
Tankangriff südwestlich Soissons eingebrochen fei. Ich führte die Besprechung 
— selbstverständlich in größter Nervenanspannung — zu Ende und fuhr nach 
Avesnes zurück. Dort traf ich 2 Uhr nachmittags ein. Der Generalfeld 
marschall holte mich vom Bahnhof ab. Wir begaben uns sofort in das 
Geschäftszimmer. Die Lage auf dem linken Flügel der 9. und dem rechten 
der 7. Armee war ernst geworden. 
General Fach hatte schon am 17. auf dem Schlachtfelde in der Cham 
pagne, im Reimser Bergwalde zwischen Ardre und Marne und südlich der 
Marne erfolglos angegriffen und den Kampf am 18. südwestlich Reims und 
südlich der Marne mit gleichem Ergebnis fortgesetzt, zugleich südwestlich 
Soissons, zwischen Ourcq und Aisne, erheblich Gelände gewonnen. Er war 
hier nach kurzer und kräftiger artilleristischer Feuervorbereitung und Ver 
nebelung mit so zahlreichen Tanks, wie sie bisher noch nicht auf einer Stelle 
vereinigt waren, und in dichten Jnfanteriemaffen zum Sturm angetreten. Es 
wurden dabei zum ersten Male kleine, niedrige und schnellfahrende Tanks ver 
wendet, die Maschinengewehrwirkung über das Getreide hinweg gestatteten. 
Unsere Maschinengewehre waren durch dieses behindert, sofern sie nicht auf 
besonderen Auflagegestellen standen. Auch hier blieb aber die Waffenwirkung 
aus den Tanks gering. Ferner zeigten sich Tanks, die nur zur Personenbeförde 
rung dienten. Sie fuhren durch unsere Linien hindurch und setzten ihre In 
sassen mit Maschinengewehren zur Bildung von Maschinengewehrnestern in 
unserem Rücken ab, um dann Verstärkung zu holen. 
Unsere Infanterie hatte nicht überall standgehalten. Das südwestlich 
Soissons entstandene Loch riß sehr schnell nach den Seiten, namentlich in Rich 
tung auf diese Stadt, weiter auf. Auch südlich davon waren starke Ein 
beulungen. Die vorhandenen Reserven boten aber überall den ersten Halt. 
Zwischen Ourcq und Marne waren die Angriffe abgeschlagen. Die Verhältnisse 
nördlich des Ourcq veranlaßten ein Zurückbiegen der hart südlich dieses Flusses 
kämpfenden Truppen, wo jetzt der Feind heftig nachdrängte. 
Dies war etwa die Lage, wie ich sie in den ersten Nachmittagsstunden 
in Avesnes erfuhr. Es handelte sich um einen großen Gegenangriff des 
Generals Foch gegen unseren zwischen Soissons und Reims vorspringenden 
Vogen. Auch englische Divisionen waren dazu herangezogen. Der Schwer 
punkt des feindlichen Angriffes lag in der Richtung Soissons und südwestlich 
Reims, Ardre abwärts. Fochs Absicht ging unverkennbar dahin, diesen Bogen 
abzuschnüren. An der Ardre war der Angriff gescheitert, auf Soissons hatte 
er erheblich Gelände gewonnen. Alle Gegenmaßregeln, die eingeleitet werden 
konnten, waren in Ausführung. Die O.H.L. vermochte vorläufig nicht weiter 
zu helfen. 
Die Entwicklung der Lage mußte zunächst abgewartet werden. Die 
Truppen, die südlich der Marne standen, konnten nicht Hals über Kopf zurück 
genommen werden. Bei dem Befehl zum Rückzug auf das nördliche Marne 
ufer in der Nacht vom 20./21. Juli verblieb es der Ordnung halber. Unruhe 
durfte nicht in die Truppe kommen. Hieraus ergab sich ein längeres Fest 
halten der Gegend westlich Chateau Thierry, das erst mit dem Aufgeben 
des südlichen Marneufers zu räumen war. Das Standhalten südwestlich 
Soissons und an der Ardre war die weitere Folge.
	        
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