Volltext: Meine Kriegserinnerungen

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Der Angriff im Westen 1918 
versuche waren wie früher angeordnet. Nach dieser Richtung war alles ge 
schehen. Postsperrungen hatten keinen Wert. Es führten zu viele Kanäle nach 
der Heimat, die Beurlaubungen konnte ich nicht einstellen, sie waren das 
einzige, was die O.H.L. dem Soldaten geben konnte. 
Während die Kommandobehörden sich ängstlich der Geheimhaltung be 
fleißigten, brachte die dem Deutschen angeborene Mitteilungssucht und Groß 
prahlerei die wichtigsten und geheimsten Dinge an die Öffentlichkeit und damit 
auch an den Feind. 
Am 15. früh wurde angegriffen. 
Unser Marneübergang war eine hervorragende Leistung. Er gelang, ob 
schon die feindliche Abwehr genau darauf vorbereitet war, ebenso drang die 
7. Armee zwischen Marne und Ardre in die hartnäckig verteidigten Stel 
lungen ein. Die italienischen Divisionen, die hier standen, wurden besonders 
schwer mitgenommen. 
Etwa 5 km südlich der Marne trafen die angreifenden Truppen auf 
starken Feind, den sie ohne Nachziehen zahlreicher Batterien über den Fluß 
nicht mehr überwinden konnten. Der Kampf kam hier zum Stehen. Marne- 
aufwärts und nach der Ardre zu gewannen wir auch am 16. schwer kämpfend 
langsam Gelände. 
Vor der 1. und 3. Armee war der Feind planmäßig in seine zweite 
Stellung ausgewichen, wir lagen auf der ganzen Front vor ihr fest. 
Schon am 16. mittags gab die O.H.L. den Befehl, den Angriff bei der 
1. und 3. Armee einzustellen. Seine Fortsetzung würde zuviel gekostet haben. 
Wir hatten uns mit der Stellungsverbesserung zu begnügen, die uns die 
Wiederinbesitznahme der im Frühjahr 1917 verlorenen Höhen brachte; gleich 
zeitig hatten wir ein tiefes Vorfeld gewonnen. Die Truppen, die zurück 
gezogen wurden, standen der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz oder der O.H.L. 
als Reserven zur Verfügung. Ich legte auf ihr baldiges Vorhandensein den 
größten Wert. 
War der schwere Entschluß gefaßt, den Angriff bei der 1. und 3. Armee 
einzustellen, so war ein weiteres Vordringen über die Marne und ein Belassen 
unserer Truppen auf dem Südufer zwecklos. Eine sofortige Zurücknahme der 
Truppen erschien unmöglich, die wenigen Brücken lagen unter schwerem Ar 
tilleriefeuer sowie dauernden Bombenabwürfen und Maschinengewehrfeuer der 
feindlichen Flieger. Die Übergangsverhältnisse für den Rückzug waren zu 
ordnen, bevor er beginnen konnte. Am 17. wurde er für die Nacht vom 20./21. 
befohlen. Die Truppen südlich der Marne hatten schwere Tage zu durchleben 
und haben sie heldenhaft bestanden. 
Nur nördlich der Marne, die Ardre aufwärts, glaubte die O.H.L. den An 
griff noch weiterführen zu können, um Reims schärfer zu umfassen und viel 
leicht doch noch zu nehmen. Die Heeresgruppe Deutscher Kronprinz hatte hier 
für schon am 16. die erforderlichen Weisungen erhalten. 
Die anderen Fronten sah ich als gefestigt an. Die O.H.L. hielt zunächst 
noch an dem Gedanken fest, bei der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht in 
Flandern anzugreifen, obschon die erhoffte feindliche Schwächung dort nicht 
eingetreten war. Ich selbst fuhr in der Nacht vom 17. zum 18. in das Haupt 
quartier der Heeresgruppe Rupprecht, um mich nochmals über den Stand der 
Vorarbeiten zu unterrichten. Der Angriff, war als Fortsetzung des Ende 
April angehaltenen gedacht.
	        
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