Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

59 
nicht verringert/ sondern gesteigert. Die Ursache ist, weil 
man diese Erfahrungen nicht alle mit cinemmal macht, 
sondern nach und nach, weil unsere Entschließungen nicht 
aufhörcn davon bestürmt zu werden, und der Geist, wenn 
wir so sagen dürfen, immer unter den Waffen sein muß. 
Soll er nun diesen beständigen Streit mit dem Un¬ 
erwarteten glücklich bestehen, so sind ihm zwei Eigen¬ 
schaften unentbehrlich, einmal ein Verstand, der auch in 
dieser gesteigerten Dunkelheit nicht ohne einige 
Spuren des innern Lichts ist, die ihn zur Wahr¬ 
heit führen, und dann Muth diesem schwachen 
Lichte zu folgen. Der ersiere ist bildlich mit dem fran¬ 
zösischen Ausdruck coup d’oeil bezeichnet worden, der 
andere ist die Entschlossenheit. 
Weil die Gefechte im Kriege das sind, was zuerst 
und am meisten den Blick auf sich gezogen hat, in den 
Gefechten Zeit und Raum wichtige Elemente sind, und 
es in jener Periode noch mehr waren, wo die Reiterei 
mit ihren rapiden Entscheidungen die Hauptsache war: so 
ist der Begriff eines schnellen und treffenden Ent¬ 
schlusses zuerst aus der Schätzung jener beiden Dinge 
hervorgetreten, und hat daher einen Ausdruck zur Bezeich¬ 
nung bekommen, der nur auf richtiges Augenmaaß geht. 
Viele Lehrer der Kriegskunst haben ihn daher auch mit 
dieser beschrankten Bedeutung definirt. Aber cs ist nicht 
zu verkennen, daß bald alle im Augenblick der Ausfüh¬ 
rung gefaßten, treffenden Entschlüsse darunter verstanden 
worden sind, z. B. das Erkennen des wahren Angriffs¬ 
punktes u. s. w. Eö ist also nicht bloß das körperliche, 
sondern häufiger daö geistige Auge, welches in dem «mp 
d'oeil gemeint ist. Natürlich ist der Ausdruck, wie die 
Sache, immer mehr im Gebiet der Taktik zu Hause