Volltext: Hinterlassene Werke über Krieg und Kriegführung des Generals Carl von Clausewitz erster Band (1 : Vom Kriege ; 1 ; / 1832)

Wir wollen bei dieser Fakultät und Würde des Gei¬ 
stes einige Augenblicke verweilen, um die Berechtigung nä¬ 
her nachzuwcisen, und den Inhalt des Begriffs näher ken¬ 
nen zu lernen. Aber wir können nicht bei dem, durch 
ein sehr gesteigertes Talent graduirten, bei dem eigentli¬ 
chen Genie stehen bleiben, denn dieser Begriff hat ja 
keine abgemessenen Gränzen, sondern wir müssen überhaupt 
jede gemeinschaftliche Richtung der Seelcnkräfte zur krie¬ 
gerischen Thätigkcit in Betrachtung ziehen, die wir dann 
als das Wesen des kriegerischen Genius anschen 
können. Wir sagen die gemeinschaftlichen, denn darin 
besteht eben der kriegerische Genius, daß er nicht eine ein¬ 
zelne dahin gerichtete Kraft, z. B. der Muth, ist, während 
andere Kräfte des Verstandes und Gemüthes fehlen, oder 
eine für den Krieg unbrauchbare Richtung haben: sondern 
daß er ein harmonischer Verein der Kräfte ist, 
wobei eine oder die andere vorherrschen, aber keine wider¬ 
streben darf. 
Wenn jeder Kämpfende vom kriegerischen Genius 
mehr oder weniger beseelt sein sollte, so würden unsere 
Heere wohl sehr schwach sein; denn eben weil darunter 
eine eigenthümliche Richtung der Seelenkräfte verstan¬ 
den wird, so kann sie da nur selten Vorkommen, wo in 
einem Volke die Seelcnkräfte nach so vielen Seiten hin 
in Anspruch genommen und ausgebildet werden. Je we¬ 
niger verschiedenartige Thätigkeiten ein Volk aber hat, je 
mehr die kriegerische bei demselben vorherrscht, um so mehr 
muß stch auch der kriegerische Genius in demselben ver¬ 
breitet finden. Dies bestimmt aber nur seinen Umfang, 
keinesweges feine Höhe, denn diese hängt von der allge¬ 
meinen geistigen Entwicklung des Volks ab. Wenn 
wir ein rohes kriegerisches Volk betrachten, so ist ein kric-
	        
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