10
Anders aber gestaltet stch alles, wenn wir aus der
Abstraktion in die Wirklichkeit übergehen. Dort mußte
alles dem Optimismus unterworfen bleiben, und wir mu߬
ten uns den Einen wie den Andern denken, nicht bloß
nach dem Vollkommenen strebend, sondern auch es errei¬
chend. Wird dies jemals in der Wirklichkeit auch so sein?
Es würde so sein wenn:
1. der Krieg ein ganz isolirter Akt wäre der urplötzlich
entstünde und nicht mit dem früher» Staatölcben zu¬
sammenhinge,
2. wenn er aus einer einzigen, oder aus einer Reihe
gleichzeitiger Entscheidungen bestünde.
3. wenn er eine in sich vollendete Entscheidung enthielte,
und nicht der politische Zustand welcher ihm folgen
wird, durch den Kalkül schon auf ihn zurückwirkte.
7. Der Krieg ist nie ein isolirter Akt.
Was den ersten Punkt betrifft, so ist jeder der bei¬
den Gegner dem Andern keine abstrakte Person, auch für
denjenigen Faktor im Widerstandsprodukt, der nicht auf
äußere Dinge beruht, nämlich den Willen. Dieser Wille
ist kein ganz Unbekanntes; er thut stch kund für das was
er morgen sein wird, in dem was er heute war. Der
Krieg entsteht nicht urplötzlich; feine Verbreitung ist nicht
das Werk eines Augenblicks, eö kann also jeder der bei¬
den Gegner den Andern großentheils schon aus dem bcur-
theilen was er ist, was er thut, nicht nach dem was er
strenge genommen, fein und thun müßte. Nun bleibt aber
der Mensch mit seiner unvollkommenen Organisation im¬
mer hinter der Linie des Absolut-Besten zurück, und so
werden diese, von beiden Seiten in Wirksamkeit tretende
Mangel ein ermäßigendes Prinzip.