331
scitig tragen und steigern. Auf diese moralische Wirkung
muß man also ein besonderes Gewicht legen. Sie findet
in entgegengesetzter Richtung bei beiden Theilen statt; wie
ste die Kräfte des Besiegten untergräbt, so erhöht sie die
Kräfte und Thätigkeit des Siegers. Aber die Hauptwir¬
kung liegt doch in dem Besiegten, denn hier wird sie die
unmittelbare Ursache zu neuen Verlusten, und außerdem
ist sie mit der Gefahr, den Anstrengungen und Mühselig¬
keiten, überhaupt mit allen erschwerenden Umständen, zwi¬
schen welchen der Krieg sich bewegt, homogener Natur,
tritt also mit ihnen in Bund, und wächst durch ihren
Beistand, während beim Sieger sich alle diese Dinge wie
Gewichte an den höheren Schwung seines Mutheö legen.
Man findet also, daß der Besiegte sich viel tiefer unter
der Linie des ursprünglichen Gleichgewichts hinunter senkt,
als der Sieger sich darüber erhebt, darum haben wir,
wenn wir von der Wirkung des Sieges sprechen, haupt¬
sächlich die im Auge, welche sich bei dem besiegten Heere
kund thut. Ist diese Wirkung in einem Gefechte von gro¬
ßem Umfang stärker als in einem von kleinem, so ist ste
in der Hauptschlacht wieder viel stärker, als in einem un¬
tergeordneten Gefecht. Die Hauptschlacht ist um ihrer
selbst willen da, um des Sieges willen, den sie geben soll,
und der in ihr mit der höchsten Anstrengung gesucht wird.
Hier an dieser Stelle, in dieser Stunde den Gegner zu
überwinden, ist die Absicht, in welcher der ganze Kricgö-
plan mit allen seinen Fäden zusammenläuft, alle entfernte
Hoffnungen und dunkle Vorstellungen von der Zukunft
sich zusammensinden; es tritt das Schicksal vor uns hin,
um die Antwort auf die dreiste Frage zu geben. — Dies
ist die Geistesspannung, nicht bloß des Fcldherrn, sondern
seines ganzen Heeres bis zum letzten Troßknecht hinab;