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solchem Worttriumph das Stillstehen dessen zu beschönigen,
an welchem das Vorschreiten ist, nämlich des Angrcifcndcn.
Der Vertheidiger, welcher, so lange er nicht zurückweicht,
dafür gelten muß die Schlacht zu wollen, kann allerdings,
wenn er nicht angegriffen wird, sagen: er habe sie ange-
boten, wenn sich dies nicht schon von selbst verstände.
Von der andern Seite kann aber jetzt Einer, der
ausweichen will und kann, nicht wohl zum Gefecht ge¬
zwungen werden. Da nun dem Angreifcnden an den Vor¬
theilen, welche er mit diesem Ausweichen erhält, oft nicht
genügt und ein wirklicher Sieg ihm dringendes Bedürfniß
wird: so werden zuweilen die wenigen Mittel, welche vor¬
handen sind, auch einen solchen Gegner zum Gefecht zu
zwingen, oft mit einer bcsondern Kunst gesucht und an¬
gewendet.
Die hauptsächlichsten Wege hierzu sind: erstens das
Umstellen des Gegners, um ihm den Rückzug unmöglich
oder so schwer zu machen, daß er es vorzieht, das Gefecht
anzunehmcn, und zweitens das Überraschen desselben.
Dieser letztere Weg, welcher früher in der Unbehülflichkcit
aller Bewegungen seinen Grund hatte, ist in der neueren
Zeit sehr unwirksam geworden. Bei der Biegsamkeit und
Beweglichkeit der jetzigen Heere scheut man sich nicht, auch
im Angesicht deö Feindes seinen Rückzug anzutreten, und
nur besonders nachtheilige Verhältnisse der Gegend können
hier bedeutende Schwierigkeiten hervorbringcn.
Ein Fall der Art mögte der der Schlacht von Ne-
reöheim sein, welche der Erzherzog Karl den 11. August
1796 in der rauhen Alp gegen Moreau liefcpte, bloß in
der Absicht sich den Rückzug zu erleichtern,' wiewohl wir
gern gestehen, daß wir das Raisonnement deö berühmten
Feldherrn und Autors hier nie ganz verstanden haben.
Die