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Strategie als ein Mittel betrachtet werden, den Erfolg zu
erweitern, wenn sich die Gelegenheit dazu darbietet; mit
der Größe des Erfolges aber wachfen die Prozente des
Gewinnes, und das Übergewicht der Kräfte kann auf diefe
Weife schnell zu einem Punkte kommen, welchen die sorg-
fältigsie Ökonomie der Kräfte nie gegeben haben würde.
Vermittelst feiner ungeheuer« Überlegenheit gelang es
Bonaparte im Jahre 1812 bis Moskau vorzudringen, und
diese Centralhauptstadk cinzunehmen; wäre es ihm auch
vermittelst eben dieser Übermacht noch gelungen, das rus¬
sische Heer vollkommen zu zertrümmern, so würde er wahr¬
scheinlich einen Frieden in Moskau geschlossen haben, der
auf jede andere Weise weniger erreichbar war. Dies Bei¬
spiel soll den Gedanken nur erklären, nicht beweisen, wel¬
ches einer umständlichen Entwickelung bedürfte, wozu hick
nicht der Ort ist.
Alle diese Betrachtungen sind bloß auf den Gedanken
einer succefsiven Kraftanwendung gerichtet, und nicht auf
den eigentlichen Begriff einer Reserve, welchen sie zwar
unaufhörlich berühren, der aber, wie wir im folgenden Ka¬
pitel sehen werden, noch mit anderen Vorstellungen zusam¬
menhängt.
Was wir hier ausmachen wollten, ist: daß wenn in
der Taktik die Strcitkraft schon durch die bloße Dauer
der wirklichen Anwendung eine Schwächung erleidet, die
Zeit also als ein Faktor in dem Produkt erscheint, dies
in der Strategie nicht auf eine wesentliche Art der Fall
ist. Die zerstörenden Wirkungen, welche die Zeit auf die
Streitkräftc auch in der Strategie übt, werden durch die
Masse derselben theils vermindert, theils auf andere Weife
eingebracht, und es kann daher in der Strategie nicht die
Absicht sein, die Zeit um ihrer selbst willen zu seinem