Volltext: Hinterlassene Werke über Krieg und Kriegführung des Generals Carl von Clausewitz erster Band (1 : Vom Kriege ; 1 ; / 1832)

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Sechstes Kapitel. 
Nachrichten im Kriege. 
Mit dem Worte Nachrichten bezeichnen wir die ganze 
Kenntniß, welche man von dem Feinde und seinem Lande hat, 
also die Grundlage aller eigenen Ideen und Handlungen. 
Man betrachte einmal die Natur dieser Grundlage, ihre 
Unzuverlässigkeit und Wandelbarkeit, und man wird bald 
das Gefühl haben, wie gefährlich das Gebäude des Krie¬ 
ges ist, wie leicht es zusammensiürzen und uns unter sei¬ 
nen Trümmern begraben kann. — Denn, daß man nur 
sichern Nachrichten trauen solle, daß man das Mißtrauen 
nie von sich lassen müsse, steht wohl in allen Büchern, ist 
aber ein elender Büchertrost, und gehört zu der Weisheit, 
zu welcher System- und Kompendienschreiber, in Ermange¬ 
lung von etwas Besserem, ihre Aussucht nehmen. 
Ein großer Theil der Nachrichten, die man im Kriege 
bekömmt, ist widersprechend, ein noch größerer ist falsch, 
und bei weitem der größte einer ziemlichen Ungewißheit 
unterworfen. Was man hier vom Offizier fordern kann, 
ist ein gewisses Unterscheiden, was nur Sach- und Men- 
schenkenntniß, und Urtheil geben können. Das Gesetz des 
Wahrscheinlichen muß ihn leiten. Diese Schwierigkeit ist 
nicht unbedeutend bei den ersten Entwürfen, die auf dem 
Zimmer und noch außer der eigentlichen Kriegssphäre ge¬ 
macht werden, aber unendlich größer ist sie da, wo, im 
Getümmel des Krieges selbst, eine Nachricht die andere 
drängt; ein Glück noch, wenn sie, einander widersprechend, 
ein gewisses Gleichgewicht erzeugen, und die Kritik selbst 
herausfordern. Viel schlimmer für den Nichtgeprüften,
	        
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