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der strengen Kriegszensur, weil sein Inhalt ja eine
Bestellung ist, und zwar auf Handelsgüter, die ge
liefert zu bekommen doch im Interesse der öster
reichischen Armeeführung liegt. Deshalb wurde die
ser Depesche seitens der Kontrollbehörde sogar der
verlangte Dringlichkeitsvermerk nicht vorenthalten.
Adressiert war das Telegramm an einen verläßlichen
Großkaufmann in Wien. Also nicht wahr, nach Wien,
in die Hauptstadt des Gegners? 64
„Weiter? 66
„Kaum war die Depesche in Wien eingelangt,
wurde ihr Inhalt vom Empfänger ohne jede Verzöge
rung als dringlich auch schon nach Genf telegra
phiert. Weil es sich vom ersten bis zum letzten Wort
ja um eine harmlose Warenlieferung handelt, ließ
auch die sonst sehr mißtrauische Wiener Zensur
behörde das Telegramm ohne weiteres passieren.“
„So traf die Depesche in Genf ein, der Hauptstadt
eines neutralen Staates. 66
„Ganz richtig, Euer Hochwohlgeboren. Und wurde
von unserem gleich verläßlichen Helfer im neutralen
Genf auf ebensolche Weise an unseren Gewährsmann
im neutralen Stockholm, und von dort, nun in russi
scher Übersetzung, sofort hierher nach Warschau
weitergeschickt. 66
„Innerhalb von vierundzwanzig Stunden hat somit
dies Telegramm hier den Weg aus der Feindesstadt
Krakau über die Feindesstadt Wien, über die neu
tralen Städte Genf und Stockholm bis hierher nach
Warschau zurückgelegt. Schön. Aber was sollen wir,