Volltext: Spione und Verräter

60 
Der Name war mir nicht fremd. Sein Träger, Groß 
kaufmann, hatte gleich zu Kriegsbeginn bedeutende 
Heereslieferungen erhalten. Mochten sie noch so um 
fangreich sein, er hatte sie, auch unter unvorherge 
sehenen Transportschwierigkeiten, bisnun zur voll 
sten Zufriedenheit unseres Intendanzchefs in rei 
bungsloser Weise zu tätigen verstanden. 
Ich gab dem Unteroffizier das Zeichen, der Besuch 
möge eintreten. 
Herein schritt ein wohl schon siebzigjähriger Jude 
mit wallendem Patriarchenbart, in seidenem Kaftan. 
Sein Gesicht zeigte jenen nachdenkenden Ernst, wie 
er den kultivierten Vertretern dieser uralten Rasse 
eigen ist. Der Greis verbeugte sich mit der Würde des 
gebildeten Großhandelsmannes und richtete den Blick 
seiner dunkelbeschatteten Augen auf mich. Trotz 
offensichtlicher Ruhe merkte ich in seiner Miene das 
nur mühsam verhaltene Zucken vibrierender Ner 
vosität. 
Auf meine fragende Haltung begann Herr Simon 
Konschew leise, doch mit hörbarer Erregung im Un 
terton: 
„Geruhen Euer Hochwohlgeboren, mich in wich 
tigster Angelegenheit unverzüglich zu Seiner Hoheit, 
dem Generalissimus, führen zu wollen! 44 
Erstaunt faßte ich den alten Juden ins Auge. War 
der übergeschnappt? Was wollte er bei Seiner Kaiser 
lichen Hoheit, dem Armeeoberkommandanten? 
„Wo denken Sie hin, lieber Simon Konschew 44 , 
winkte ich lächelnd ab. „Unser Oberster Befehlshaber
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.