Volltext: Spione und Verräter

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Auffallend war nur, wie das anscheinend leiden 
schaftliche Mädchen mit den dunkel glühenden Augen 
sich der Personsdurchsuchung widersetzte. Sie biß 
und kratzte die damit betraute Frau des Postenkom 
mandanten. Und als alles nichts half, warf sie plötz 
lich, ehe sie daran gehindert werden konnte, einen 
Gegenstand, den sie unter dem Kleid hervorgezogen, 
zum Fenster hinaus. Man hob ihn auf. Es war — 
honny soit qui mal y pense — ein zierliches Strumpf 
band. Inmitten der zarten gelben Seidenrosette 
schimmerte ein kleines Oval: die Photographie eines 
serbischen Offiziers — Generalstabsrock mit Epau- 
letten, männlich schönes, regelmäßiges Gesicht mit 
kurzem Spitzbart und hellen Augen. Das war, wenn 
man sich den Bart voller dachte, niemand anderer 
als — der Belgrader Professor! 
Jeder Irrtum schien ausgeschlossen, als wir das 
durchs Vergrößerungsglas betrachtete Oval mit dem 
Lichtbild des angeblichen Dr. Kovaric verglichen. 
Zug für Zug stimmte — die Form des Kopfes, Augen, 
Nase, Kinn und Ohren, selbst der Ausdruck, wenn 
man die Verstellungskunst des als Professor Abgebil 
deten in Rechnung zog. 
Das hübsche Mädel gab dann zu, der Offizier sei 
ihr Geliebter gewesen und habe sie von Graz aus 
häufig besucht. Davon habe sie keine Ahnung gehabt, 
daß er ein Spion sei. Sie habe auch niemals mit ihm 
über militärische Angelegenheiten gesprochen. 
Auffallend war, daß man im Zimmer der Lehrerin 
eine Reihe genau ausgeführter photographischer Ver
	        
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