Volltext: Spione und Verräter

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betrachtet wurde. Die Folgen davon waren Internie 
rungen und Konfinierungen, welche Maßregeln bis 
weilen auch gegenüber gänzlich harmlosen Auslän 
dern zur Anwendung gelangten. 
Anderseits wieder wurden Persönlichkeiten frei 
gelassen, die keineswegs als harmlose Kaufleute, Tou 
risten oder Erholungsbedürftige anzusprechen waren, 
und denen gegenüber kühle Überlegung mehr Miß 
trauen und weniger Ritterlichkeit hätte diktieren 
sollen. Solches beweist unter anderem das freie Ge 
leite für den serbischen Generalstabschef Putnik, den 
späteren Sieger über General Potiorek. Hat sich doch 
nachträglich — selbstredend für uns zu spät — her 
ausgestellt, daß mit ihm zugleich bis zum Tage des 
Ultimatums ein ganzer Stab serbischer Generalstäbler 
in Steiermark, Kärnten und Krain sich aufhielt, um 
dies wichtige Aufmarschgebiet bis ins Detail militä 
risch zu erkunden. Fast allen gelang es, unbehelligt in 
ihre Heimat zu entkommen. Ich kann darüber be 
richten, denn mir selbst war es beschieden, mich mit 
einem der tüchtigsten dieser serbischen Kundschafter 
zu — blamieren. 
Am Tage nach der Kriegserklärung wurde mir vom 
Gendarmerieposten Maria Trost telephonisch nach 
Graz gemeldet, daß in einer Villa des Kurortes ein 
Professor aus Belgrad mit Frau und zwei Kindern 
wohne. Das eine Kind sei an einer schweren Angina 
erkrankt, welcher Umstand offenbar die Abreise der 
Familie verzögert habe. 
Ich ließ mir den Professor sofort vorführen. Er war
	        
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