Volltext: Spione und Verräter

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dem Staunen die Zeichen in russischer Sprache: „Eben 
angekommener Mannschaftstransport in den drei süd 
lichsten Häusern im Orte bequartiert.“ 
Jäh erkenne ich: Das konnte nur von Deleze nach 
Halczyn telegraphiert worden sein! Hatte ich ja selbst 
heute früh beim Kommando gehört, daß ein solcher 
Transport für die nächsten Stunden erwartet wurde 
und bis auf weiteres am Südrand von Deleze unter 
gebracht werden sollte. Hier also war das Geheimnis 
zu lüften. 
Ich rannte zum nächsten Bataillonskommandanten, 
der eben seine Mannschaft auf dem Kirchenplatz ver 
gatterte. Erzählte ihm mit fliegendem Atem meine 
Wahrnehmung. Und bat dringlichst, er möge mir 
seine Pionierabteilung für kurze Zeit zur Verfügung 
stellen. 
Da war das Rätsel bald gelöst. Es begann beim 
Morseapparat im Postamt von Halczyn. Zog sich von 
dort, als dünner Kupferdraht, unter dem Boden ins 
Vorfeld, überall sorgfältig mit Rasen, mit Steinen, mit 
einer bis zu 20 Zentimeter dicken Erdschicht bedeckt, 
an die Front. Leitete unter den nun verlassenen rus 
sischen Deckungen weiter, stets unsichtbar in die Erde 
gebettet, durchs Zwischenfeld zu unserer Stellung. 
Ging dort — wie das geschehen konnte, blieb mir un 
erklärlich — wohl einen Meter tief unter der Graben 
sohle weiter, nun wieder wenige Zentimeter hoch mit 
Erde und Rasen bedeckt, am Ortsrand von Deleze ent 
lang. Leitete weiter in den Friedhof und endete dort 
— in der Leichenkammer!
	        
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