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Noch mehr. Unsere Flottenleitung schickte zwar
nicht das unbezahlbare, dem verschwiegenen Meer
entrissene Originalexemplar, wohl aber dessen wört
liche Abschrift und Übersetzung umgehend an die
britische Admiralität.
Der Marineminister Churchill dankte mit ganz un
englischer Begeisterung: „Dies Geschenk wiegt eine
gewonnene Schlacht auf! 66 Und war freimütig genug,
in seinen späteren Denkwürdigkeiten einzugestehen:
Die geheimen Chiffernschlüssel der deutschen Flotte
waren gelegentlich der Versenkung des leichten Kreu
zers „Magdeburg 66 im Frühherbst 1914 in die Hände der
Russen gefallen und wurden von diesen nach London
geschickt. Diese Chiffernschlüssel samt den im russi
schen Außenministerium angefertigten Übersetzungen
wie die beigefügten Seekarten wurden in Whitehall
einem eingehenden Studium unterzogen und auf ihre
Richtigkeit erprobt, wobei uneigennützigem Bienen
fleiß und erfinderischem Genie die glänzendste Be
weisführung gelang. Mit Hilfe dieser enträtselten
Chiffernschlüssel und der aus ihrem Gebrauch ge
zogenen Kalküle gelang es uns stets, einen Teil der
deutschen Funkmeldungen zu lesen.
Unsere naturgemäßen Gegenmaßnahmen mußten,
so peinlich wir auch das ausschlaggebende Geheimnis
hüteten, allmählich doch den Verdacht der deutschen
Flottenleitung erregen. So wußte sie, daß die briti
schen Geschwader nicht ununterbrochen auf hoher
See verbleiben konnten — und dennoch trafen
deutsche Kräfte, sobald sie einen Angriff planten,