Volltext: Spione und Verräter

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Gestern haben wir einen jungen russischen Offizier 
schwerverwundet eingebracht. Er erzählt, freiwillig 
den Tod in der Front gesucht zu haben, und zwar, 
weil er ein ihm widerfahrenes Mißgeschick nicht 
überleben wollte. Als Adjutant des Oberkommandos 
durchs russische Hinterland allein im Kuriercoupe 
fahrend, habe er in einer kleinen Station eine bild 
schöne, junge Dame auf ihre dringende Bitte ins Ab 
teil aufgenommen. Am Morgen sei er aus narkoti 
schem Schlafe erwacht. Die Dame war weg und mit 
ihr die Aktentasche. Er hatte die Tasche um den 
Leib geriemt getragen, weil darin geheimste Disposi 
tionen für die bevorstehende Gegenoffensive ver 
schlossen waren. 
Als der Russe mit verbundener Stirn am Magazin vor 
beigeführt wurde, stieß er plötzlich einen heiseren Ruf 
aus: Blieb wie erstarrt stehen, zeigte hin: „Da ist sie! 44 
Manja stand dort. Blickte her. Rührte sich nicht. 
Nur ihre Augen loderten Blitze tödlichen Hasses auf 
den russischen Offizier. 
31. Mai 1916. 
Mein Kundschafteroffizier hat Manja um 12 Uhr 
nachts abgefertigt. 
Um 3 Uhr nachts hat Manja Horchposten 3 vor 
Popowa mogila passiert. 
Sie ist als Bauernjunge verkleidet. Will unbedingt 
bis ins russische Hauptquartier Vordringen. 
Manja ist nicht mehr zurückgekommen. Ich habe 
nie wieder etwas von ihr gehört . . .
	        
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