Volltext: Hier spricht der Feind

Am 12 Uhr 20 zuerst ein unheilvolles Pfeifen, dann ein Geräusch, ähnlich dem 
eines fahrenden Schnellzugs. Das Geschoß schlägt auf der Kaserne ein, und es 
gibt eine fürchterliche Detonation. Cin Hagel von Beton und Mauerwerk fällt 
auf das ganze Fort. Wir haben die erste Zweiun-vierzigergranate 
draufbekommen! Ununterbrochen, bis 18 Uhr, kommt alle 6 Minuten ein 
solches Geschoß an. Wir kriegten 57 ab. Die Granattrichter meffen 8 bis 
10 Meter im Durchmeffer. Die Vodensatzstücke werden 50 Meter hochge¬ 
schleudert und fallen wie ein neues Geschoß wieder herab. Eine der ersten Gra¬ 
naten schlägt ganz in unserer Nähe ein. Das Vodenstück ist vertikal hochgeflogen 
und saust dann am Rand des Trichters nieder. Seine Dimensionen find 
anormal. Der Vatterieschloffer erhält Befehl, nach der Beschießung das Voden¬ 
stück zu holen, um es zu wiegen und zu meffen. Aber er geht noch unter der Be¬ 
schießung hinaus, und nach einer Anstrengung von 20 Minuten schleppt er 
das Ding aufs Schießbüro. Als der Soldat wegen dieser unnützen Tollheit an¬ 
geredet wurde, antwortete er einfach: „Aber es war ja nicht mehr heiß!" Das 
Stück mißt 388 Millimeter im Durchmeffer und wiegt 66 Kilogamm. Andere 
„Splitter" haben schneidend scharfe Ränder; einer mißt der Länge nach 85 Zenti¬ 
meter. Die Explofion erzeugt einen schwarzen, beizenden, sehr dichten Rauch, der 
in geballten Wolken auf dem Boden hinkriecht und sich sehr schwer wieder ver¬ 
zieht. Die inneren Telephonverbindungen funktionieren noch immer, aus¬ 
genommen die mit der Batterie auf der andern Seite des Glacis, im 
linken Quergang. Die Kaserne ist halb zusammengeschoffen; das Offiziers¬ 
kasino ist eingebrochen; wir regen uns gar nicht auf darüber, die Räume stehen 
schon seit einigen Tagen leer, und der Aufenthalt darin ist verboten worden. Vom 
Schießstand auf der Seite des Quergangs wird telephoniert, daß das Gewölbe 
geplatzt ist und daß die Schießscharten von der Erde und den Mauertrümmern, 
die von den nächsten Explosionen hergeschleudert worden waren, zugeschüttet sind. 
Dieser Teil wird aufgegeben. Aus der 15 Zentimeter dicken Panzerkuppel links 
meldet man, daß der 5,7 Zentimeter dicke Panzer des Vorbaus I in die Luft 
geflogen und ungefähr 20 Meter vom Turm entfernt aufgeschlagen ist. Eine 
Granate war vor dem Eingang zum Ausfalltor eingeschlagen, das etwa 50 Meter 
lang ist, und der Luftdruck hatte die Beschädigung verursacht. Eine 8,7-Zenti- 
meter-Kanone, die zur Abwehr von Flugzeugen und Zeppelinen bestimmt war, 
wird weit von ihrem Standort fortgeschleudert; Lafette vollständig verbogen und 
ein Rad gebrochen. In den Veschießungspausen eilen wir hinaus, um den 
Schaden festzustellen, während unsere Kanonen noch immer weiterfeuern, um das 
Fort Konongshoykt zu unterstützen, in dem schon mehrere Geschütze außer Gefecht 
gesetzt sind; außerdem zum Schutz der Feldschanze von Tallaert, die von einem 
Frontalangriff bedroht ist. 
Überall haben die Gewölbe Riffe bekommen; das Pflaster ist aus dem Boden ge¬ 
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