Volltext: Hier spricht der Feind

beherrschen. Er griff nach seinem Revolver und tötete Madame Varbier durch 
eine Kugel in die Stirn, dann ging er auf die nächste Polizeiwache, um sich zu 
stellen. „Sie war Voche bis ins Mark," sagte er, „ich habe sie getötet." 
Einen Monat später sprach das Kriegsgericht, vor dem der Ingenieur Varbier in 
seiner Eigenschaft als Mobilisierter erscheinen mußte, ihn einstimmig frei, da 
Zeugen erzählt hatten, was der unglückliche Ehemann alles von seiten seiner Frau 
hatte ausstehen müssen... 
* 
Typische Spionagefälle. Der Graf Joseph de Reiset nahm einen deutschen Spion 
fest, der, als Belgier verkleidet, eine Schafherde auf dem Feld von Satory weidete 
und den Feind über die Bewegungen unserer Truppen aufklärte. In Calais, in 
der Wohnung des Deutschen Stern, entdeckte man eine drahtlose Telegraphen¬ 
anlage. Vei Toulon ertappt man in flagranti als Spion den Deutschen Alde, 
einen Ulanenoffizier. Ein Deutscher namens Sauter, Geschirrwäscher in einem 
Hotel in Fontainebleau, hatte in seinem Zimmer eine Schreibmaschine, photo¬ 
graphische Apparate, Pläne von Panzerkreuzern und Flugzeugen und eine ge¬ 
naue Karte von allen militärischen Einrichtungen der Umgebung. Leider waren 
unter den Spionen auch Franzosen; ein Mechaniker im Pariser Artilleriepark 
führte mit seiner Frau ein großes Leben und empfing Besuche von verdächtigen 
Individuen. Man fand bei ihm Dokumente, Briefe, Depeschen, die seine Ge¬ 
meinheit enthüllten. Ein Korporal in Paris schrieb am 3. August 1914 an die 
„Kölnische Zeitung" und bot sich als Organisator der deutschen Spionage an. Von 
dort wurde das Schreiben an eine Pariser öffentliche Presseagentur aufgegeben, 
und diese Agentur übergab es dem Sicherheitsdienst. Der Verräter wurde ent¬ 
larvt, zum Tode verurteilt und zu lebenslänglicher Festung begnadigt. 
Die Franzosen waren überzeugt, daß man keinem Deutschen trauen könne. Boche 
bleibt Boche, sagte man, und es galt, den Pangermanismus in allen Formen zu 
bekämpfen und unentwegt daran zu arbeiten, den Triumph des französischen 
Geistes und der Zivilisation in der Welt sicherzustellen... 
* 
Der Durchmarsch öer -rutschen Truppen -urch Dekgien 
Die deutsche Invasionsarmee brandete durch Belgien wie ein planmäßig 
geregelter Strom und wälzte sich Tag und Nacht ununterbrochen dahin. Sie 
bot im ganzen ein Bild der zum Zerstören bestimmten Macht und Gewalt. 
Die belgischen Straßen sind gepflastert, auf jeder Straßenseite find gekieselte 
Fußsteige für Radfahrer und Fußgänger. Die deutsche Armee marschierte in 
drei Kolonnen: in der Mitte auf dem Pflaster die Artillerie mit ihren Kanonen 
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