Volltext: Hier spricht der Feind

blieben entweder stur an einem Platz oder rannten panikartig durcheinander; 
hier und da versuchten sie scharfe Gegenangriffe. Aber überall wurden sie von 
den kämpfenden Masten überrannt. Der Voche war von gemischter Qualität 
an jenem Tag; die einen von seinen Leuten starben kämpfend, andere warfen die 
Waffen weg und schrien den Angreifenden „Kameraden" zu. Der Nest läßt sich 
nicht zusammenhängend erzählen. Nur die heiße Erregung des Kampfes hielt 
die Leute noch auf den Beinen. Mannshoher Weizen ist fast ebenso schwer zu 
durchqueren wie strömendes Master, und mitleidslos brannte die Sonne droben. 
Links vom Bataillon, von der Chaudun-Ferme herüber, feuerten Maschinen¬ 
gewehre. Die 17. Kompagnie drang hinein und stampfte sie zusammen. In 
einem kleinen Loch stand eine Batterie von 10-Zentimeter-Kanonen, die direkt 
in die Mariner hineinfeuerte. Die Kanoniere arbeiteten verzweifelt hinter 
ihren Schutzschilden. Rechts und links arbeiteten sich Mariner vor und schossen 
sie mit Gewehrfeuer nieder; später kehrte ein Artilleriesergeant mit einer Ab¬ 
teilung Senegalesen das Geschütz um, und sie beschossen damit den Hohlweg von 
Vierzy — Entfernung 900 Meter — zum großen Mißbehagen der Boches, die 
dort lagen. Einige hielten eine verborgene, befestigte Stellung im Weizen; ein 
Tank überfiel sie und schoß die Besatzung mit Einpfttndergranaten zu Nichts zu- 
sammen. An einem andern Ort lagen Sachsen hinter Stacheldraht im Weizen 
und bestrichen wie wild unsere Linien. Kriechen, Schüsse zwischen den Mohn¬ 
blumen — plötzlich ein Handgemenge, wobei der Sommersprossige seinen Bruder 
getötet sah, halb verrückt wurde und mit seinem Bajonett unter den Verwunde¬ 
ten und Leichen wütete... Dann lagen der Leutnant und seine Leute mit vielen 
andern beim Vierzy-Hohlweg im Kreuzfeuer der Maschinengewehre, ohne daß 
sie wußten, wie sie dahin gekommen waren. Der Hohlweg war sehr tief, steil 
und bewaldet. Ein tief eingeschnittener Weg führte in ihn hinein, und während 
die Schützen sich gewandt anschlichen, erschien ein Tank und verschwand in den 
Hohlweg hinein. Schreckliches Gewehrfeuer, Krachen von Granaten, wildes Ge¬ 
brüll ... Die Mariner rannten vorwärts und bemerkten, daß der Tank „ge¬ 
sperrt" war und seine Maschinen und Waffen nicht arbeiteten. Eine graue 
Masse von Deutschen schwärmte über ihn, stach und feuerte in alle Öffnungen 
hinein. Das beste an einem Tank ist, daß man in solchem Falle keine Angst zu 
haben braucht, die eigenen Freunde zu treffen. Die Maschinengewehrschützen 
freuten sich über die folgenden Sekunden. Denn plötzlich rannten um die nächste 
Biegung des Hohlweges Deutsche; die Amerikaner knieten oder legten sich nieder 
und gaben in aller Ruhe dauernd Schnellfeuer ab. Als sie den Tank passierten, 
streckte ein lachender Franzose sein schmieriges Gesicht heraus und bat um eine 
Zigarette. 
Der Leutnant schrieb und sandte seinen Bericht nach hinten: „... letzte Stellung 
erreicht..." Dann schaute er erstaunt aus seine Ahr und fluchte: „Bei Gott, 
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