Volltext: Hier spricht der Feind

außer Gefecht. Hier ist der deutsche Bericht über das Ereignis: ,Es lohnt sich, 
einen Blick auf die Ziele, die von der feindlichen, genauer der französischen, 
Artillerie getroffen wurden, und auf die uns von ihr zugefügten Verluste zu 
werfen. Wir wurden von einem großen Geschütz beschossen, eine der Granaten 
schlug in einen mächtigen Baum, ganz nahe unserer Kanone, ein; ein Hagel von 
Splittern fiel auf unsere Stellung und verwundete ungefähr 6 der Unsrigen. 
Unter diesen war unser bester Geschützführer, der Reserveleutnant Schönemann; es 
wurde kein Materialschaden angerichtet. Die acht folgenden Tage der Beschießung 
hatten keine Wirkung. Am 9. Tag, dem 1. April, schlug eine Granate genau vor 
dem Eingang des Munitionsdepots eines anderen Geschützes ein; wir feuerten 
nicht und beschäftigten uns nur mit dem Herbeischaffen der Granaten. An der 
Einschlagstelle befand sich eine Mannschaft, die zum großen Teil aus alten Feld- 
soldaten bestand. Wir beklagten 6 Tote und 7 Verwundete. Einige Tage 
später wurde ein vorzüglicher Unteroffizier durch einen Granatvolltreffer bei der 
Arbeit am Telephon getötet/ 
Bis zum 3. Mai setzte unsere Artillerie die Beschießung der deutschen Geschütze 
fort. Durch eine glückliche Zusammenfassung des Feuers gelang es ihr, ihnen 
bis zum 27. Mai Schweigen aufzuerlegen. 
Von diesem Tag an begann die Beschießung von Paris wieder und dauerte bis 
1l. Juni. Während dieser Zeit brachte ein einziges Geschütz, mit seltenen Ab¬ 
ständen durchseuernd, Trauer über die Hauptstadt. Dann kam eine neue Pause 
und dauerte bis 15. Juli; während dieser Zeit machte die Kanone Stellungs- 
Wechsel. Sie stand an einem Punkte westlich Veaumont-en-Veine, im Wald 
von Corbie, ungefähr 110 Kilometer von Rotre-Dame-de-Paris entfernt. Cs war 
ein 24-Zentimeter-Geschütz und am 27. Mai 1918 eingestellt worden. 500 Meter 
nördlich, am Eingang des Waldes, hatten die Deutschen eine Reservestellung mit 
Fliegerdeckung ausgehoben. Die eine und die andere Stellung waren genügend 
getarnt gegen eine sofortige Erkundung, aber immerhin ungenügend gegen eine 
Entdeckung bei so planmäßigen Arbeiten unsererseits. Ungefähr 300 Meter nörd¬ 
lich der Reservestellung wurde ein leicht erkennbarer, ungetarnter Geschützstand 
festgestellt. Wie bei Crepy, meldete die direkte Beobachtung verdächtige Arbeiten. 
Ein Irrtum der Beobachtung verzögerte die Tätigkeit unserer Artillerie. Man 
hatte die maskierte Stellung für die eigentliche gehalten, weil man den Schatten 
von geteerten Leinwandstreifen, die auf dem Astwerk über einer ausgehobenen 
Stellung lagen, für die Kanone gehalten hatte. Dank den Schallmeßtrupps machte 
man den Irrtum gut. Obwohl diese Trupps 22 bis 25 Kilometer von der Kanone 
entfernt, in sehr ungünstigen Stellungen waren, konnten sie doch die wirkliche 
Stellung des Geschützes angeben. Unsere Artillerie beschoß um sie einen Kreis 
von 100 Meter Durchmesser. Am 7. August verstummte die letzte Pariser Kanone 
für immer." 
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