Volltext: Hier spricht der Feind

Als das französische Große Hauptquartier in Erfahrung brachte, daß die deutschen 
Geschütze Paris beschoffen, wurden Befehle zur Entdeckung der Stellung der 
feindlichen Kanonen gegeben. 
In einer Rede, die der General Le Rond im Rathaus von Paris anläßlich der 
Verleihung des Kriegskreuzes hielt, führte er aus: 
„Man mußte sie zuerst mit Hilfe der letzten Fortschritte der Wiffenschaft auf der 
Karte entdecken und festlegen, dann mit Hilfe der Flieger auf dem Gelände genau 
feststellen, schließlich sie bekämpfen und zum Schweigen bringen, und zwar allen 
vereinigten Schwierigkeiten der Ausführung zum Trotz: die Beschießung mußte 
aus der weitesten Schußgrenze unserer Artillerie geschehen, bei ärgstem feindlichen 
Feuer und so ungünstigen Sichtverhältniffen, daß in einem Schlachtenmonat nur 
zwei Tage waren, der 12. April und der l. Mai, wo die Witterungsverhältniffe 
Fliegerbeobachtung zuließen. Denn ohne diese konnte man kein genaues Zer¬ 
störungsfeuer leiten.. 
In Paris glaubte man zunächst an die Existenz einer einzigen Kanone, weil die 
am 23. März gesandten Granaten bis um 10 Uhr in einem Zwischenraum von 
l0 zu 10 Minuten ankamen. Von da an waren es oft weniger als 10 Minuten 
zwischen jedem Schuß; am folgenden Tag, am 24. März, erhielt man Granaten 
alle 5 Minuten; man wurde also zu dem Schluß aus drei feuernde Geschütze 
geführt. 
Zuerst wandte man sich an die Schallmeßtrupps. Infolge des Feuers von einer 
Abteilung von Siebzehner-Kanonen, das gleichzeitig erfolgte, ergaben diese Er¬ 
kundungen wenig Crgebniffe. Fliegerei und Photographie waren erfolgreicher. 
Die Fliegerbeobachtungen und Lichtbilder erlaubten die rasche Feststellung von 
einem der Geschütze. Einige Tage später waren die beiden andern Geschütze ent¬ 
deckt. Jetzt mußten unsere Geschütze bei Vailly und Croup auf mehr als 20 Kilo¬ 
meter Entfernung ein Ziel treffen, das nur einige Quadratmeter Oberfläche maß. 
Um eine lohnende Wirkung hervorzubringen, mußte das Geschoß den Geschütz- 
stand treffen. Das Ziel lag genau 13 Kilometer hinter den vordersten deutschen 
Gräben. 
Auch mußte man rechnen mit den deutschen Jagdfliegern und den deutschen Flaks, 
die ein wirkliches Hindernis bedeuteten und uns zahlreiche Flugzeuge, oft die besten 
(Hauptmann Mahieu und Vizards, Oberst Orthlieb) kosteten, und endlich mit 
den künstlichen Rauchwolken, die um den Mont-de-Ioie wogten. Zu dem Wider¬ 
stand eines festen Kampfverbandes kam auch noch das anhaltende schlechte Wetter. 
Am 24. März, dem 2. Tag der Beschießung, war unsere Artillerie schon im Be¬ 
sitz der Karten, die ihr erlaubten, mit der Regelung des Feuers auf eines der 
Geschütze, das Geschütz Nr. 3, zu beginnen. Ein erster Einschlag traf auf die 
Deckung; andere noch glücklichere Einschläge folgten und setzten das Geschütz 
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