Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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an die Spitze seiner metaphysischen Anfangsgründe gestellt hat. 
Es liegt in der Natur der Bewegung, daß sie immer wechselseitig 
ist. Wenn A seinen Ort in Rücksicht auf B verändert, so ver 
ändert eben dadurch auch B seinen Ort in Rücksicht auf A; d. h. 
beide Körper bewegen sich. Ist aber jede Bewegung wechselseitig, 
so ist auch die Wirkung eines bewegten Körpers auf einen ande 
ren wechselseitige Wirkung oder Wechselwirkung. Es ist unmög 
lich, sich gegen einen ruhenden Körper zu bewegen. Der Kör 
per ruht nicht, in Rücksicht dessen irgend ein anderer seinen Ort 
verändert, gegen den irgend ein anderer sich bewegt. Es ist un 
möglich, einen ruhenden Körper zu stoßen, denn der gestoßene 
Körper stößt zurück, er leistet Widerstand, d. h. er bewegt sich. 
Der Widerstand folgt nicht aus der Ruhe, sondern aus der Be 
wegung. Also ist es nicht, wie Keppler meinte, die Trägheit, 
aus der sich die Gegenwirkung erklärt. Der gestoßene Körper 
ist der zurückstoßende, d. h. der bewegte, also niemals der träge. 
So wenig es möglich ist, einem ruhenden Körper sich zu nähern, 
so wenig ist es möglich, einen trägen Körper zu stoßen. 
Oder kann sich der Körper A dem Körper B nähern, ohne 
daß sich um eben so viel auch B dem Körper A nähert? Wenn 
ich bloß auf diese beiden Körper und ihr Verhältniß im absoluten 
Raum achte, so ist es offenbar ganz gleich, ob ich sage A nähert 
sich B, oder B nähert sich A. A nähert sich B bis auf eine un 
endlich kleine Entfernung, d. h. es stößt auf B; also nähert 
sich auch B bis auf eine unendlich kleine Entfernung A, d. h. es 
stößt auf A. 
Die Bewegung ist Relation, sie geschieht nie bloß auf einer 
Seite, sondern immer auf beiden. Die Bewegung von der einen 
Seite ist allemal zugleich die entgegengesetzte Bewegung von der 
anderen. Also ist auch die Wirkung von der einen Seite die
	        
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