Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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*) Ebendas. I Th. I Abschn. II Buch. 8. 53. - Bd. VII. 
S. 189 — 195. 
ist hiermit fast so, wie mit der Ergötzung durch einen sich weit 
ausbreitenden Geruch bewandt. Der, welcher sein parfümirtes 
Schnupftuch aus der Tasche zieht, tractirt alle um und neben 
sich wider ihren Willen und nöthigt sie, wenn sie athmen wollen, 
zugleich zu genießen; daher es auch ausser Mode gekommen ist. 
Diejenigen, welche zu den häuslichen Andachtsübungen auch das 
Singen geistlicher Lieder empfohlen haben, bedachten nicht, daß 
sie dem Publicum durch eine solche lärmende (eben dadurch ge 
meiniglich pharisäische) Andacht eine große Beschwerde auflegten, 
indem sie die Nachbarschaft entweder mit zu singen oder ihr Ge 
dankengeschäft niederzulegen nöthigten*)." 
c. Das Gedankenspiel. (Das Lächerliche.) 
Uebrigens will Kant seine Eintheilung der Künste ausdrück 
lich nur als Versuch betrachtet wissen, der keine ausschließende 
Geltung beansprucht. Das Wichtigste ist der Grundgedanke selbst: 
daß die Künste unter den Gesichtspunkt des menschlichen Ideals 
gestellt und von hier aus unterschieden werden. Dieser Gedanke 
ist vollkommen richtig. Er könnte bei weitem fruchtbarer und 
strenger durchgeführt werden, als Kant in seiner Skizze versucht 
hat. Er faßt das eintheilende Princip so eng, daß er sich die 
Möglichkeit nimmt, die Architektur als eine selbständige Kunst 
zu begreifen. Ueberhaupt leistet Kant mehr in der Association 
als in der Unterscheidung der Künste. So wird der Malerei die 
Gartenkunst, der Musik die Farbenkunst zugesellt, die beiden letz 
teren bilden eine eigene Gattung unter dem Namen des „schönen 
Spiels der Empfindungen". Dieses Spiel selbst ist in gewisser 
Rücksicht nichts weiter als ein angenehmer Wechsel, und hier bie-
	        
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