Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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*) Ebendas. ITH. I Abschn. II Buch. §.51. - Bd. VII. 
S. 183—189. 
sondern auf Empfindungen, ihre künstliche Zusammenstellung be 
wirkt nichts anderes als das genußreiche und schöne Spiel der 
Empfindungen. Empfindungen desselben Sinnes, es sei nun 
Auge oder Ohr, sind graduell verschieden; die verschiedenen Em- 
psindungs - oder Stimmungsgrade stehen zu einander in bestimm 
ten Verhältnissen; die richtigen Verhältnisse, die wohlgemessenen 
Proportionen der Töne und Farben bilden deren Form und Ord 
nung. Diese Ordnung ist durch die Wissenschaft mathematisch 
bestimmbar; sie wird durch die Kunst ästhetisch vernehmbar. Be 
urtheilen wir die Musik (und nach ihrer Analogie die Farben 
kunst) als sinnliche Darstellung der Tonverhältnisse, die selbst 
mathematisch bestimmte Ordnungen und Formen sind, so gilt die 
Musik durchaus als schöne Kunst. Dieses Urtheil wird dadurch 
bestätigt, daß zur Auffassung der Musik das bloße Sinnesorgan 
nicht ausreicht, denn das beste Gehör im akustischen Sinn ist 
noch lange nicht musikalisches Gehör. Beurtheilen wir dagegen 
die Musik bloß als das genußreiche Spiel der Empfindungen, so 
ist ihre Wirkung ein sinnliches Wohlgefühl, das Kant bis in die 
körperlichen Organe verfolgt. Dann gilt die Musik nur als an 
genehme Kunst*). 
b. Werth der Künste. Die Musik. 
Diese Erwägung bestimmt den doppelseitigen Werth, den 
Kant der Musik in der Rangordnung der Künste zuerkennt. Of 
fenbar ist die höchste unter allen Künsten die Poesie; nirgends 
dringt die Einbildungskraft tiefer und umfaßt ein größeres Ge 
biet. Beurtheilen wir den Werth der Künste nach dem Um 
fange und der Stärke der Einbildungskraft, wie weit dieselbe 
reicht und wie tief in die menschliche Natur sie eindringt, so ist
	        
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