Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

Zweites Capitel. 
Die Analytik des Schönen. 
i. 
Die kritische Grundfrage. 
Um die kantische Aesthetik zu verstehen, muß man vor allem 
ihre kritische Grundlage richtig fassen. Die Aesthetik vor Kant 
war durchaus dogmatisch. Sie wollte aus der Natur der Dinge 
das Schöne und überhaupt die ästhetischen Beschaffenheiten er 
klären ; die dogmatische Theorie des Schönen war in einem ganz 
ähnlichen Irrthume befangen als die dogmatische Theorie von 
Raum und Zeit. Wie man auch das Schöne erklärte, ob als 
Eigenschaft oder Verhältniß der Dinge, immer sollte es aus der 
Natur der Dinge selbst, aus Bedingungen, unabhängig von un 
serer Vorstellung, abgeleitet werden. Das Problem der dogma 
tischen Aesthetik hieß: unter welchen natürlichen Bedingungen 
sind die Dinge ästhetisch? 
Kant begreift, daß alles Aesthetische nichts ist als unsere 
Erscheinung, als unsere Vorstellung, daß es unabhängig von 
unserer Betrachtung nichts Aesthetisches giebt, sowenig als das 
Gute unabhängig vom Willen, die Causalität unabhängig vom 
Verstände, die sinnlichen Eigenschaften unabhängig von den Sin 
nen existiren. Darum lautet die Grundfrage der kritischen Aesthe-
	        
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