Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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sicht des Raums verhält, so verhält sich ähnlich in Rücksicht des 
natürlichen Zweckbegriffs die Schrift vom Gebrauche der teleologi 
schen Principien in der Philosophie (1788) zur Kritik der Urtheils 
kraft (1790). Nach allen vorausgegangenen Untersuchungen blieb 
damals nur ein Ausweg übrig: Raum und Zeit aufzufassen als 
die transscendentalen Principien des sinnlichen Erkenntnißvermö 
gens. So bleibt jetzt nur ein Ausweg übrig: die natürliche 
Zweckmäßigkeit aufzufassen als das transscendentale Princip (ei 
ner besonderen, nämlich) der reflectirenden Urtheilskraft. 
II. 
Die natürliche Zweckmäßigkeit als Reflexions 
princip. 
1. Das teleologische und ästhetische Urtheil. 
Es ist unmöglich, die natürliche Zweckmäßigkeit vorzustellen 
als der Materie inwohnend. Zweckmäßigkeit ist Wirkung einer 
inneren Ursache, Materie ist nur äußere Erscheinung; es wäre 
mithin ein vollkommener Widerspruch, wollte man die Materie 
selbst als zweckthätig denken. Dieß hieße, eine bloß äußere Er 
scheinung als innere Ursache vorstellen und damit den Begriff 
der Materie vollkommen aufheben. Zwecke können nicht durch 
die Kräfte der Materie, die bloß bewegender Natur sind, son 
dern nur durch ein intelligentes Vermögen gesetzt werden; Zwecke 
sind Vorstellungen oder Verstandesabsichten, die vorgestellte Zweck 
mäßigkeit einer Naturerscheinung ist die Vorstellung einer erreich 
ten Verstandesabsicht. Wir nehmen hier das Wort Verstand in 
dxm weiten Sinn einer gesetzmäßig vorstellenden Intelligenz. 
Es kommt darauf an, welche intelligente Absicht sich in 
dem Dinge als erreicht darstellt. In keinem Falle wird diese 
Absicht der Materie zugeschrieben, in keinem Falle gilt sie als
	        
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