Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

546 
*) Ebendas. Einleitg. Y. — Bd. VII. S. 20—26. 
weise ist noch keine Erkenntniß. Es giebt eine nothwendige 
Betrachtungsweise, die wir nicht vermeiden, nicht unterlassen 
können, so wenig sie irgend etwas zur realen Erkenntniß der 
Dinge beiträgt: das Princip einer solchen nothwendigen Betrach 
rungsweise muß ein Vernunstbegriff sein, ein transscendentales 
Princip: das einzige Princip dieser Art ist die natürliche Zweck 
mäßigkeit, die einzige Betrachtungsweise dieser Art ist die reflec- 
tirende Urtheilskraft*). 
4. Die kritische Aufgabe. 
Wir sehen deutlich ein, wie Kant dazu kam, die reflectirende 
Urtheilskrast von der bestimmenden zu unterscheiden und eine 
Kritik der Urtheilskraft zu schreiben. Der Begriff der natür 
lichen Zweckmäßigkeit mußte ihn dahin führen. Diesen Begriff 
fand er nicht erst am Ende seiner Vernunftkritik durch eine Ver 
gleichung der Natur mit der Freiheit, der theoretischen Vernunft- 
vermögen mit dem praktischen; schon auf den ersten Schritten 
seiner vorkritischen Periode war ihm dieser Begriff begegnet, schon 
in der Vorrede zur „Naturgeschichte des Himmels" hatte es Kant 
ausgesprochen, daß man durch die Begriffe der mechanischen Ge 
setzmäßigkeit die Welt im Großen, den Weltbau, aber keinen 
der organisirten Naturkörper, keine Raupe, kein Kraut zu er 
klären vermöge. Er wollte schon hier die organisirende Natur 
kraft von der bloß bewegenden Kraft unterschieden, schon hier die 
Grenze der mechanischen Grundsätze innerhalb der Erfahrung an 
erkannt wissen. Zn seinen späteren Untersuchungen über den 
Begriff der Race stieß er von Neuem auf die Zweckmäßigkeit in 
der Natur als ein nothwendiges Vernunstprincip; der Angriff 
Forster's nöthigte ihn, die Anwendung dieses Princips oder den
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.