Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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Vorstellungen, (z. B. auf den viele Nebenvorstellungen enthal 
tenden Namen Cicero) und erzeugte dadurch die einschläfernde 
Zerstreuung. „Ich bin gewiß," setzte er hinzu, „daß viele gich 
tische Zufälle, wenn nur die Diät des Genusses nicht gar zu 
sehr dawider ist, ja Krämpfe und selbst epileptische Zufälle, auch 
wohl das für unheilbar verschrieene Podagra bei jeder neuen An 
wandlung desselben durch die Festigkeit des Vorsatzes (seine Auf 
merksamkeit von einem solchen Leiden abzuwenden) abgehalten 
und nach und nach gar gehoben werden könnte." Wir haben 
schon früher erzählt, wie Kant mit demselben Erfolge gegen 
Schnupfen und Husten die Willensenergie aufbot und diese 
krankhaften Zufälle „durch den Vorsatz im Athemziehen" bemei- 
sterte. Zuletzt macht Kant die Gesundheitspolizei auf ein öffent 
liches den Augen namentlich der Gelehrten schädliches Uebel auf 
merksam , d. i. „die elende Ziererei der Buchdrucker", die den 
Leuten aus ästhetischen Rücksichten die Augen verderben. „Sie 
sollen deßfalls unter Polizeigesetze gestellt werden, damit nicht, 
so wie in Marokko durch weiße Uebertünchung aller Häuser ein 
großer Theil der Einwohner blind ist, dieses Uebel aus ähnlicher 
Ursache auch bei uns einreiße*)." 
Die krankhaften Zufälle, die durch den festen Willen be- 
meistert werden können, sollen alle spastischer Art sein, aber 
natürlich lassen sich nicht alle krampfhaften Zustände durch den 
Willen beherrschen. Kant selbst litt in den letzten Jahren an 
einer beständigen Kopfbedrückung, die sich der Kraft des Vor 
satzes nicht unterwerfen ließ, im Gegentheil dadurch verstärkt 
wurde. Sie hinderte ihn im Denken, im Verknüpfen und im 
Zusammenhalten der Vorstellungskette; die Zwischenglieder ent 
fielen ihm, er wußte mitten im Laufe der Vorstellungen nicht, 
*) Ebendas. IIIAbschn. - Bd. I. S. 299-319. 
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