Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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*) Ebendaselbst. II Hptst. Er«. 5. Anmkg. 
eigene Bewegung für sich haben, er kann selbst eine Substanz 
ausmachen, er kann sich als solche von den andern Theilen, mit 
denen er verbunden war, fortbewegen, absondern oder trennen. 
Wenn sich die Theile eines Körpers von einander trennen, so 
löst sich der Körper in seine Theile auf, er wird getheilt. Die 
physische Theilung besteht in der Trennung *). 
2. Die unendliche Theilbarkeit der Materie. 
Nun ist jeder Theil selbst wieder Substanz, also selbst wie 
der aus Theilen zusammengesetzt, die sich trennen können. Die 
Zusammensetzung der Materie läßt sich in Gedanken in's Unend 
liche fortsetzen. Mit anderen Worten: die Materie ist in's Un 
endliche theilbar. Diese unendliche Theilbarkeit ist schon von den 
ersten Metaphysikern des Alterthums erkannt und als ein Wider 
spruch hingestellt worden, der den Begriff der Materie unmög- 
. lich mache. Die Materie sei undenkbar eben deßhalb, weil sie 
gedacht werden müsse als in's Unendliche theilbar. Dann nämlich 
bestehe der Körper aus einer unendlichen Menge von Theilen 
und bilde dennoch ein Ganzes! Dann würden unendlich viele 
Theile ein Ganzes ausmachen, also eine unendliche Menge 
vollendet sein. Vollendete Unendlichkeit ist ein offenbarer Wi 
derspruch. Was vom Körper gilt, eben dasselbe gilt vom Raum. 
Das war der Grund, warum jene Metaphysiker erklärten, Raum 
und Materie seien undenkbar und darum unmöglich. 
Diesen Widerspruch löst die kritische Philosophie; sie ist die 
erste gewesen, die jenes metaphysische Räthsel gelöst hat. Der 
Widerspruch selbst existirt nur für die dogmatische Vorstellungs 
weise. Wenn der Raum eine Eigenschaft der Dinge an sich wäre, 
so müßten die räumlichen Dinge aus unendlich vielen Theilen be-
	        
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