Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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*) Ebendas. III St. I Abth. Nr. III ii. IY. - Bd. YI. S. 268 
—272. 
Grunde nicht ächt ist: das sind die Sectenspaltungen, Aberglaube 
und Schwärmerei, Hierarchie und Jlluminatismus, Wandelbar 
keit im Grundgedanken und Starrheit in den Symbolen und 
äußeren Lebensformen. 
Auch in der Verfassung unterscheidet sich die Kirche vom 
Staat. Die Verfassung der wahren Kirche kann weder monar 
chisch noch aristokratisch noch demokratisch gedacht werden; die 
Kirche verbrüdert die Menschen, alle ohne Ausnahme: ihre Ver 
einigung ist deßhalb nicht politisch, sondern „familienähnlich"*). 
3. Vernunft- und Kirchenglaube. 
Nun kann die wahre Kirche unter den Bedingungen der Zeit, 
auf dem Schauplatze des geschichtlichen Menschenlebens, nur in 
einem stetigen Fortschritt erscheinen. Das Ziel ihrer Entwick 
lung ist die unsichtbare Kirche, die alle Menschen im reinen Ver 
nunftglauben vereinigt. Von diesem Ziel ist jede sichtbare, er 
scheinende Kirche entfernt, sie muß es sein um ihres zeitlichen 
Charakters willen; sie ist ächt und im Geiste des moralischen 
Gottesreiches gegründet, wenn sie sich die unsichtbare Kirche zum 
Ziel setzt; sie ist unächt, wenn sie sich gegen dieses Ziel verschließt 
und geflissentlich davon abwendet. 
Der Unterschied jeder sichtbaren Kirche von der unsichtbaren 
liegt in zwei Punkten: weder vereinigt die sichtbare Kirche alle 
Menschen in sich, noch herrscht in ihr der reine Vernunstglaube. 
Nun ist die sichtbare Kirche von der unsichtbaren am weitesten 
entfernt in den Anfängen ihrer zeitlichen Entwicklung, in ihren 
geschichtlichen Ausgangspunkten. Die Gründung einer Kirche 
kann unmöglich von dem reinen Vernunftglauben ausgehen, viel-
	        
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