Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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Leben hingegeben. Die Macht des Bösen ist damit aus der Welt 
nicht vertrieben, sie gilt in der Welt, aber ihre Herrschaft 
gilt nicht mehr: das ist der moralische Ausgang des Kampfes, 
der Sieg des guten Princips. Aber an dem äußeren Wider 
stände der Welt geht der Träger des guten Princips zu Grunde; 
was ihm genommen werden kann durch die physische Gewalt, wird 
ihm genommen: das ist der physische Ausgang des Kampfes, 
der gewaltsame Tod um des Guten willen. 
Zn Rücksicht auf die biblische Geschichte dieses Kampfes sagt 
Kant: „man sieht leicht, daß, wenn man diese lebhafte und 
wahrscheinlich für ihre Zeit auch einzige populäre Borstellungsart 
ihrer mystischen Hülle entkleidet, sie (ihr Geistund Vernunftsinn) 
für alle Welt, zu aller Zeit praktisch gültig und verbindlich ge 
wesen, weil sie jedem Menschen nahe genug liegt, um hierüber 
seine Pflicht zu erkennen. Dieser Sinn besteht darin: daß es 
schlechterdings kein Heil für die Menschen gebe als in innigster 
Ausnehmung ächter, sittlicher Grundsätze in ihre Gesinnung, daß 
dieser Aufnahme nicht etwa die so oft beschuldigte Sinnlichkeit, 
sondern eine gewisse selbstverschuldete Verkehrtheit entgegenwirkt, 
eine Verderbtheit, welche in allen Menschen liegt und durch nichts 
überwältigt werden kann als durch die Idee des sittlich Guten in 
seiner ganzen Reinigkeit, mit dem Bewußtsein, daß sie wirklich 
zu unserer ursprünglichen Anlage gehöre, und man nur beflissen 
sein müsse, sie von aller unlauteren Beimischung rein zu erhal 
ten und sie tief in unsere Gesinnung aufzunehmen, um überzeugt 
zu werden, daß die gefürchteten Mächte des Bösen dagegen nichts 
ausrichten f„die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen") kön 
nen, und daß wir ihm kein anderes Merkmal als das eines wohl 
geführten Lebenswandels unterlegen sollen."*) 
*) Ebendas. II St. II Abschn. - Bd. VI. S. 249 u. 250. 
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