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Beginn das Böse voraus: es ist kein Wachsen des Bösen, son
dern ein Wachsen i m Bösen. Wollen wir uns den Ursprung
des Bösen sinnbildlich in einer Zeitbegebenheit vorstellen, gleich
sam den Anfang der Sünde, so hebt sich von selbst die Vorstel
lung des stetigen Geschehens auf, dek Zusammenhang reißt in
dem Moment, wo das Böse hervortritt; mit dem früheren Zu
stande verglichen, erscheint das Böse nicht als Folge, sondern
als Fall, wie auch die Bibel den Ursprung der ersten Sünde dar
stellt nicht als Folge der Unschuld, sondern als Abfall von Gott,
als den gewollten Ungehorsam gegen das göttliche Verbot, als den
Hang des Menschen zur Abweichung von dem Gesetz, als die
Verführung des Menschen durch einen bösen Geist, d. h. als die
unerforschliche, durch keine empirische Ursache begreifliche, böse
Neigung. In diesem Spiegel erblickt jeder seine Schuld. So
verhält es sich mit dem Bösen in der Menschennatur überhaupt.
Was von Adam erzählt wird, gilt von allen. „Mutato nomine
de te fabula narratur! “ In diesem Sinne, nicht in dem der
Erbsünde, gilt das Wort: „in Adam haben alle gesündigt"*).
III.
Die Erlösung vom Bösen.
1. Das Gute als Selbstbesserung.
Wenn aber der Mensch von Natur böse ist, wo bleibt die
Möglichkeit des Guten? In dieser Frage liegt das eigentliche
Glaubensproblem. Wie können wir vom radicalen Bösen erlöst
werden? Die menschliche Natur ist vermöge ihrer Anlagen ur
sprünglich zum Guten bestimmt, aber sie ist nicht ursprünglich
gut, sondern durch ihren dem Sittengesetz abgewendeten Hang
ursprünglich böse; sie soll gut sein: das fordert mit unbedingter
Nothwendigkeit die sittliche Vernunft, der kategorische Imperativ.
*) Ebendaselbst. Erstes St/ IV. - Bd. VI. S. 202-206.
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