Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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weise, die den poetischen Sinn in der Philosophie todtes'und 
„allen Ahnungen, Ausblicken auf's Uebersinnliche, jenem Genius 
der Dichtkunst die Flügel abschneidet." 
Woher kommt jene Anschauung des Uebersinnlichen, welche 
die kritische Philosophie nur deßhalb nicht hat, weil sie dieselbe 
in der Verfassung unserer Vernunft nicht findet? Sie fehlt in 
der gewöhnlichen Menschenvernunft und muß daher eine unge 
wöhnliche Ausrüstung sein, die nur die wenigsten haben, eine be 
sondere Vernunftbegabung, ein Privilegium des menschlichen 
Geistes. In dieser Rücksicht soll sich der geniale Denker vom 
kritischen unterscheiden. An die Stelle der Schule tritt das ge 
heimnißvolle Orakel des inspirirten Philosophen, an die Stelle 
des schulmäßigen Denkens tritt das geniemäßige. Dadurch be 
stimmt sich der Ton, den dieses neue Philosophengeschlecht redet 
Sie lassen sich nicht aus Untersuchungen und Prüfungen ein; da 
sie sich privilegirt erscheinen, so reden sie „vornehm"; sie sind die 
begabten, auserwählten, poetischen Philosophen; die anderen, 
an ihrer Spitze die kritischen Philosophen, sind die prosaischen. 
Sie berufen sich gegen Kant auf Plato, in dem Philosophie und 
Kunst eines war, dessen poetische Vernunft in der Anschauung 
der Ideenwelt lebte. Es mußte Kant sehr ungereimt erscheinen, 
daß, nachdem die Vernunftkritik ihre Untersuchungen vollendet 
hatte, man Plato zum Vorbilde nehmen und die Philosophie, 
die eben mit so vieler Anstrengung kritisch geworden war, mit 
einem mal poetisch machen wollte. Von der Philosophie fordern, 
sie solle poetisch werden, das schien in Kant's Augen eben so 
weise, als ob man von den Kaufleuten verlangen wollte, ft 
möchten ihre Handelsbücher künftig in Versen schreiben*). 
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*) Von einem neuerdings erhobenen vornehmen Tone in der Phi 
losophie. (Berl. Monatsschr. Mai 1796.) Ges. Ausgb. Bd. I. 6.1 
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