Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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von dem, was der Vernunft nöthig ist, d. h. als das Gefühl ei 
nes Vernunstbedürfnisses. Das ist der einzige Leitstern, der 
mich in der bloßen Gedankenwelt mit Sicherheit führt, in dessen 
Licht ich erkenne, daß von jenen bloß intelligibeln Objecten einige 
nothwendig und darum wirklich sind. Nur durch dieses Ver- 
nunftbedürfniß läßt sich in der Welt des Uebersinnlichen das Reale 
vom Imaginären unterscheiden; nur durch diesen Unterscheidungs 
grund wird die Orientirung möglich. Der Unterscheidungsgrund 
ist ein gefühltes Bedürfniß, ein Bedürfniß unserer Vernunft 
Als bloßes Gefühl läßt er sich nicht durch Begriffe vorstellen, 
nicht wissenschaftlich demonstriren; es giebt von den Objecten der 
intelligibeln Welt keine demonstrative Gewißheit: dieß mögen die 
dogmatischen Metaphysiker beherzigen, deren Vernunftbeweise 
hier nicht orientiren. Als Bedürfniß ist der Unterscheidungs 
grund lediglich subjectiv, ein Gefühl unseres Selbst, bedingt all 
ein durch unsere eigene Natur, also keine Erleuchtung von oben, 
keine übernatürliche Anschauung, keine Offenbarung; es giebt 
von den Objecten der intelligibeln Welt keine Einsicht durch In 
spiration oder durch ein höheres Wahrnehmungsvermögen: dieß 
sei gegen die Gefühlsphilosophen gesagt, diese Gegenfüßler der 
Verstandesmetaphysiker, die mit ihrem geheimen Wahrheitssinn 
uns ebensowenig in der Gedankenwelt orientiren. Was uns hier 
allein orientirt, ist nicht Vernunfteinsicht noch weniger Ver- 
nunsteingebung, sondern lediglich Vernunftbedürfniß. 
Wie aber kann ein bloßes Gefühl, ein bloßes Bedürfniß 
uns Gewißheit verschaffen über die Wirklichkeit gewisser Gedan 
kenobjecte ? Was wir durch das Gefühl wahrnehmen, ist ja nur 
der eigene Zustand; was uns das Bedürfniß vorstellt, ist ja nur 
ein begehrtes oder gewünschtes Object. Was in das Reich der 
Wünsche gehört, das gehört darum noch lange nicht in das Reich 
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