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verändert seine Lage nicht in Beziehung ciufB, wohl aber auf Kör
per 6; so müssen wir von dem Körper A sagen, daß er in der
ersten Rücksicht ruht, in der zweiten sich bewegt; daß er also zu
gleich ruht und sich bewegt, was unmöglich wäre, wenn er nicht
in einer anderen Rücksicht ruht, in einer anderen sich bewegt,
d. h. wenn nicht überhaupt Bewegung und Ruhe lediglich „respec-
tive oder relative Bestimmungen" wären. Ein Beispiel mache die
Sache anschaulich. Eine Kugel ruhe auf einem Tische, der
Tisch stehe in der Kajüte eines Schiffs, das Schiff segle stromab
wärts , der Strom fließe von Osten nach Westen, während die
Erde um ihre Achse von Westen nach Osten rotirt, während sie
zugleich um die Sonne von Osten nach Westen sich bewegt, wäh
rend vielleicht das gesammte Planetengebäude, wenn Bradley
Recht hat, seine Stelle im Universum verändert. Die Kugel
ruht in Rücksicht auf den Tisch, der Tisch ruht in Rücksicht auf
das Schiff, in welchem er seinen Ort nicht verändert, aber das
Schiff bewegt sich in Rücksicht auf die Ufer des Stromes, also
sind in dieser Rücksicht auch Kugel und Tisch bewegt, sie verän
dern ihren Ort nicht in Beziehung auf das Schiff, aber sie ver
ändern ihren Ort auf der Erde, sie verändern mit der Erde ihre
Stellung zur Sonne u. s. s.
Wenn aber Bewegung und Ruhe bloß Relationen sind, so
ergiebt sich daraus folgende wichtige und einleuchtende Bestim
mung. Es seien zwei Körper A und B gegeben; B bewege sich
in der Richtung aufA, während A ruht, so ist ganz klar, daß
in demselben Augenblicke, wo B seine Lage zu A verändert, auch
A seine Lage zu B verändert, daß also A in einer Beziehung
nicht ruht: es ruht nicht in Beziehung auf B. Man darf diesen
Schluß verallgemeinern. Wenn ein Körper sich bewegt, so ver
ändert derselbe eben dadurch seine Lage zu allen übrigen Körpern,