Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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verändert seine Lage nicht in Beziehung ciufB, wohl aber auf Kör 
per 6; so müssen wir von dem Körper A sagen, daß er in der 
ersten Rücksicht ruht, in der zweiten sich bewegt; daß er also zu 
gleich ruht und sich bewegt, was unmöglich wäre, wenn er nicht 
in einer anderen Rücksicht ruht, in einer anderen sich bewegt, 
d. h. wenn nicht überhaupt Bewegung und Ruhe lediglich „respec- 
tive oder relative Bestimmungen" wären. Ein Beispiel mache die 
Sache anschaulich. Eine Kugel ruhe auf einem Tische, der 
Tisch stehe in der Kajüte eines Schiffs, das Schiff segle stromab 
wärts , der Strom fließe von Osten nach Westen, während die 
Erde um ihre Achse von Westen nach Osten rotirt, während sie 
zugleich um die Sonne von Osten nach Westen sich bewegt, wäh 
rend vielleicht das gesammte Planetengebäude, wenn Bradley 
Recht hat, seine Stelle im Universum verändert. Die Kugel 
ruht in Rücksicht auf den Tisch, der Tisch ruht in Rücksicht auf 
das Schiff, in welchem er seinen Ort nicht verändert, aber das 
Schiff bewegt sich in Rücksicht auf die Ufer des Stromes, also 
sind in dieser Rücksicht auch Kugel und Tisch bewegt, sie verän 
dern ihren Ort nicht in Beziehung auf das Schiff, aber sie ver 
ändern ihren Ort auf der Erde, sie verändern mit der Erde ihre 
Stellung zur Sonne u. s. s. 
Wenn aber Bewegung und Ruhe bloß Relationen sind, so 
ergiebt sich daraus folgende wichtige und einleuchtende Bestim 
mung. Es seien zwei Körper A und B gegeben; B bewege sich 
in der Richtung aufA, während A ruht, so ist ganz klar, daß 
in demselben Augenblicke, wo B seine Lage zu A verändert, auch 
A seine Lage zu B verändert, daß also A in einer Beziehung 
nicht ruht: es ruht nicht in Beziehung auf B. Man darf diesen 
Schluß verallgemeinern. Wenn ein Körper sich bewegt, so ver 
ändert derselbe eben dadurch seine Lage zu allen übrigen Körpern,
	        
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