Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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von einer grundlosen Sache im Ernste überzeugt sein? Er ist 
nichts als eine eingebildete Ueberzeugung, ein bloßer Wahn: daher verai 
ist der Hochmuth vollkommen eitel. Was sich der Hochmüthige. wert! 
einbildet, kann nicht die höhere Würde, der höhere moralische Güte 
Menschenwerth, also nichts anderes sein, als eine Ueberlegenheit i wärt 
in äußeren Dingen, in Rang, Ehre, Reichthum, persönlichen die si 
Vorzügen, mit einem Worte in lauter solchen Dingen, die in, deren 
Vergleiche mit der sittlichen Würde vollkommen nichtig sind. Was gen t 
der Hochmüthige geltend macht, sind lauter eingebildete und werth- sich n 
lose Dinge; er macht sic geltend auf die unbescheidenste, also zweck- binde 
widrigste Weise. Sein Zweck ist werthlos, seine Mittel sind des: 
zweckwidrig, beide sind gleich eitel. Wenn man würdige ZweckeI 
mit würdigen Mitteln verfolgt, so gilt dieß stets für ein Zeichenj 
der größten Weisheit; wenn man werthlose Zwecke durch eitle 
Mittel verfolgt, so muß dieß nothwendig für das äußerste Ge 
gentheil der Weisheit gelten: daher ist der Hochmuth die äußerste gegen 
Thorheit. Der Abstand zwischen der Absicht und dem Erfolge Tuge> 
des Hochmuths kann nicht größer sein. Er verlangt die größten ^ $ 
Achtungsbezeugungen von Seiten der Welt, aber ungerecht, eitel, geben 
thöricht, wie er ist und erscheint, muß er bei aller Welt in die stsir a 
größte Verachtung gerathen: er ist nicht bloß Unverstand, sondern' birt ui 
beleidigender Unverstand, eine Narrheit, die nicht bloß die Anlage D 
hat, verrückt zu werden, sondern es im Grunde schon ist. Wäh-. iudem 
rend der Hochmüthige sich einbildet, auf der Höhe der Welt zu ^chl < 
stehen, tief unter sich die anderen Menschen, auf die er verächt- ^Mkl 
lich herabsieht, so geht er, wenn die Einbildung wächst, geraden iso 
Weges dem Irrenhause entgegen und sinkt herab zu einem kläg- ® vlmi 
lichen Gegenstände menschlichen Bedauerns. Man muß den slu $ a 
Hochmuth nicht mit dem berechtigten Stolze verwechseln. Der ^ en 
Hochmuth verlangt von anderen, daß sie ihm gegenüber sich selbst Zweck 
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