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durch die rein moralische Gesinnung. Ohne dieses sittliche Gegen- gehD
gewicht wächst das feindselige Element und wird zum boshaftesten Euip
Ungeheuer, das die menschliche Seele aus ihrem dunkeln Abgrunde ; liebe
zur Welt bringt. Gegen den Neid ist die einzige Rettung die Men
Liebe, und zwar die praktische Liebe, die zur Maxime gewordene wüst
wohlwollende Gesinnung. Die Glücklichen sind die Beneideten: Men
so will es das Naturgesetz der menschlichen Neigungen; nur das Wen
Sittengesetz will es nicht. Der Zusammenhang zwischen Glück tige
und Neid beruht auf einer dunkeln Naturmacht, die nur vor der und >
Macht des sittlichen Gesetzes verschwindet. Die Alten haben den Ems
Neid ein Verhängniß genannt, das Schicksal der Glücklichen; lung
die Macht des Schicksals erschien ihnen als eine göttliche Noth- cmp!
Wendigkeit, darum redeten sie von einer „neidischen Gottheit". De
Die Begriffe haben sich aufgeklärt, die Sache ist geblieben. Der wert
Neid ist auch heute noch das unvermeidliche Schicksal der Glück- Mit
lichen. Aber heutzutage, um nach unseren Begriffen zu reden, um
ist es nicht mehr die Gottheit oder das Schicksal, welches neidisch und
ist, sondern es ist der Neid, der häufig als Schicksal auftritt. wor
Das Schicksal hat nur seinen göttlichen Charakter verloren, es
führt die menschliche Larve; es hat aufgehört, unbegreiflich und ober
dunkel zu sein, es ist jedem bekannt in seinen alltäglichen, häß- Dr
lichen Zügen *). sten
eine
c. Mitgefühl und Schadenfreude. (Mitleid.) Wa
Das natürliche Selbstgefühl enthält die Anlage zur Undank- Ein
barkeit und zum Neide. Hier findet die praktische Menschenliebe ^id
einen mächtigen, von der Natur selbst gerüsteten Gegner, der ihr rma
die Pflichterfüllung schwer macht. Sie wird gut thun, sich einen ^id
Verbündeten unter den menschlichen Gefühlen zu suchen, die den ® e l
*) Ebendas. I Th. II Buch. I Hptst. I Abschn. §. 36 a. un