Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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schulden. Hier liegen die stärksten Veranlassungen zu Kriegen; 
hier muß das Uebel an der Wurzel getilgt werden. Die militä 
rische Bildung und Uebung der ganzen waffenfähigen Nation ist 
durchaus nöthig, denn jedes Volk muß die Kraft haben, sich 
selbst und seine politische Unabhängigkeit zu vertheidigen. Aber 
die stehenden Heere sind nach außen eine bedrohliche Macht, nach 
innen eine ungeheure, die Staatsschulden vermehrende Last, die 
zu erleichtern selbst der Krieg nöthig scheinen kann. Die stehen 
den Heere sind der eigentliche und fortwährende Kriegszustand, 
das äußerste Gegentheil eines ewigen Friedens. Hier bewegt 
man sich in einem Cirkelschluß, für dessen Auflösung sich unter 
den gegebenen Verhältnissen schwerlich die Formel finden läßt. 
So lange es stehende Heere giebt, ist der Krieg nothwendig; und 
so lange es Kriege giebt, sind stehende Heere nothwendig. Bei 
des ist richtig, und darum steht die Sache so, daß entweder alle 
Staaten oder keiner entwaffnen d. h. die stehenden Heere abschaf 
fen kann. Das Creditsystem der Staaten ist für die Industrie 
von der größten Wichtigkeit und in dieser Rücksicht eine der frucht 
barsten und segensreichsten Erfindungen. Allein der Krieg häuft 
die Schuldenlast und führt die Staaten dem Bankerott entgegen. 
Der drohende Bankerott eines Staates ist anderen Staaten ge 
genüber ein gefahrvoller Zustand, der einer Läsion gleichkommt. 
Auch hier gerathen wir in einen ähnlichen Cirkel: der Krieg macht 
die Staatsschulden und führt zum Bankerott, der selbst wieder 
den Krieg erzeugt. Es muß darum der Grundsatz gelten: daß 
überhaupt keine Staatsschulden in Beziehung auf äußere Staats 
händel erlaubt sind. 
Wir haben hier die negativen Bedingungen des ewigen Frie 
dens, die abzustellenden Hindernisse desselben als so viele politische 
Uebel logisch entwickelt. Kant faßt sie als Präliminarien in fol 
gende Sätze:
	        
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