Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

Siebentes Capitel. 
Das Problem der Freiheit. 
Die Grundlegung zur Metaphysik der Sitten hat das oberste 
Princip der Moralität durchgängig bestimmt; sie hat dieses Prin 
cip zurückgeführt auf die Willensautonomie als die Bedingung, 
unter der allein Sittlichkeit möglich ist, sie hat die Willensauto 
nomie gleich gesetzt der Freiheit und an diesem Punkt ihre Un 
tersuchung beendet. Denn der Freiheitsbegriff ist kein Gegenstand 
metaphysischer Einsicht. Sobald das Problem der Sittenlehre 
in das Problem der Freiheit übergeht, verwandelt sich die Sitten 
lehre selbst in die Kritik der praktischen Vernunft. 
Was also hat genau genommen jene Grundlegung zur Meta 
physik der Sitten geleistet? Hat sie ein neues Sittengesetz ge 
funden oder überhaupt das wahre Sittengesetz erst entdeckt? Wenn 
es sich so verhielte, so müßte man behaupten, die Welt, die jene 
kantische Untersuchung nicht kennt, habe entweder gar keine sitt 
lichen Grundsätze oder falsche. Aber Kant selbst hat den obersten 
aller sittlichen Grundsätze aus dem gewöhnlichen, von aller Mo 
ralphilosophie unabhängigen Bewußtsein abgeleitet: der beste Be 
weis , daß das Sittengesetz nicht erst durch die kantische Philoso 
phie gemacht, nicht einmal erst entdeckt zu werden braucht. Es 
findet sich vor als eine Thatsache der Vernunft, jedem fühlbar
	        
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