Volltext: Feldgrau schafft Dividende

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Kriechen oder vor Aufregung ist meine Wunde aufge 
brochen und blutet. 
Recke drückt mir die Hand. Der Flieger flüstert: „Mensch! 
Mensch! Mensch!“ 
Hinter dem Cevennen-Gebirge bricht der Mond hervor. 
Sein blasses Licht liegt wie Schnee auf der Landschaft. 
Einer hinter dem anderen kriechen wir auf die Waldecke 
zu, spähen vorsichtig umher. Hinter uns, etwas tiefer, liegt 
das Lazarett. Alle Fenster sind rötlich erleuchtet vom 
Widerschein der Nachtlampen in den Sälen und Fluren. 
Dort ist Geborgenheit, aber Geborgenheit in Sklavenketten. 
Dort ist Hunger und Entbehrung. Aber was erwartet uns 
auf der Flucht? Warum fliehen wir? Was wollen wir? 
Wir wollen Freiheit, wir wollen wieder geachtete Men 
schen sein und die verhaßte Gefangenschaft abwerfen. Wir 
fliehen, weil uns die Gefahr nichts bedeutet und die Unrast 
in unseren Landsknechtsseelen sitzt. Wir suchen das Aben 
teuer und wissen, daß am Ende der Flucht vielleicht Freiheit 
und Heimat sind,vielleicht aber auchWunden, Not, bittere Be 
strafung oder der kalte Tod. Wir wissen dies alles und möch 
ten nicht daran denken. Wir wissen es und gehen dem 
trotzig entgegen. 
Dann nimmt uns der dichte Kastanienwald auf. 
Bestohlene gehen stehlen. 
Wir schreiten die vorgeschriebenen, abgezählten Schritte, 
waten durch den Bach, um unsere Spuren zu verwischen. 
Laufen kreuz, laufen quer. Verlaufen uns. Sind schon fast 
verzweifelt, da finden wir endlich den seltsam schiefstehen 
den Baum, den Lebensmittelbaum. Der Flieger erklettert 
ihn, bleibt lange oben. Wir hören ihn im Astwerk keuchen 
und rütteln. Kommt dann wieder herunter:
	        
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