Volltext: Der Durchbruch am Narew [27/28]

Der Plan zur Fortführung der Operationen 
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still und heimlich, und war deutscherseits unbekannt geblieben. Die 
Stadtumwallung, die veraltet, unvollständig, vernachlässigt und 
zum Teil abgebrochen war, sowie die Zitadelle dicht an der Stadt, 
die Zwingburg Polens, konnten keine Rolle spielen. 
Warschau war also bei Ausbruch des Krieges keine Festung 
mehr. Iwangorod, ebenfalls an der Weichsel gelegen, hatte neben 
einem Kernwerk einen Kranz von sieben, etwa 31/2 km weit vor¬ 
geschobenen Forts; diese waren aber gar nicht oder nur ganz un¬ 
vollkommen gegen Brisanzmunition gesichert. 
Von den Narew-Befestigungen hatte Lomza auf dem linken 
Ufer einen sturmfreien Umzug und auf dem rechten zwei vor¬ 
geschobene Werke; der Umzug war aber nur IV2—2 km vor¬ 
geschoben, daher dem Rückenfeuer ausgesetzt und gegen einen 
ernsten Angriff nur kurze Zeit zu halten. Bei Rozan bildeten vier 
kleine, dicht an das Städtchen herangeschobene Werke des West¬ 
ufers eine örtliche Brückensicherung gegen Handstreiche. Zegrze 
war ein kleiner, aber sehr widerstandsfähiger Sperrposten mit 
vielen Betonbauten und einzelnen Panzern*). 
Ein kräftiger Angriff mit neuzeitlichen Mitteln mußte somit 
Nowogeorgiewsk, Osowiec, Grodno, Kowno und Brest Litowsk aus¬ 
genommen, auf Befestigungen stoßen, die zwar von Natur und 
Gelände unterschiedlich stark waren, aber für längere Zeit keine 
zuverlässige Stütze der russischen Verteidigung bilden konnten, 
auch wenn man von der Verwendung der berühmten „dicken 
Bertas" oder „Brummer" ganz absah. Zweierlei war die Ursache 
dieser Zustände im russischen Festungswesen. 
Ursprünglich, d. h. in dem letzten Jahrzehnt des vergangenen 
Jahrhunderts war die Weichsel-, Narew- und Niemen-Front zur 
Sicherung des Aufmarsches der russischen Armeen und zur Be¬ 
hauptung von Polen östlich der Weichsel als Verteidigungslinie 
ausersehen. Dieser Plan wurde um das Jahr 1910 aufgegeben. 
Nun wurde als Deckungslinie für den Aufmarsch der Zareicheere 
die kürzere, gerade und zurückliegende Front , hinter dem Bug 
*) Bedeutungslose Erdwerke aus früherer Zeit bei Ostrolenka (1 für 1 Komp.) 
und bei Pultusk (2 für 1 Zug) werden hier nur erwähnt, weil die beiden Orte, 
ebenso wie Serock in der Tagesliteratur als Festungen bezeichnet worden sind.
	        
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