Volltext: Der Durchbruch am Narew [27/28]

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Heft 27/28. Der Durchbruch am Narew 
Joseph über den unteren Wieprz mit sich riß und damit den 
dreiseitig umfaßten Gegner zum allgemeinen Rückzug zwang. Ver¬ 
sagt nur ein Glied in einer Kette, so reißt sie; hier taten sie alle 
unter der Leitung der Feldmarschälle v. tzindenburg, v. Mackensen 
und dann auch des Prinzen Leopold von Bayern ihre Pflicht: 
daher der mächtige Erfolg. > 1 
In den Kämpfen der Gruppe v. Gallwitz fehlt das Schwindel¬ 
erregende, das Gigantische, fast Groteske der späteren Riesen¬ 
schlachten im Westen, das mehrwöchige, hageldichte Trommelfeuer 
aus schwersten Kalibern, mit dem, aus der Not der Zeit geboren, 
Engländer und Franzosen in vielfacher Aberlegenheit deutschen 
Heldenmut in der Verteidigung vergeblich zu brechen hofften, bei 
dessen Schilderung auch dem Sterblichen fern vom Schuß Hören, 
Sehen und Denken vergehen wollen; das ist richtig. Hier standen 
die Mittel zu solchen Massenwirkungen gar nicht zur Verfügung. 
Aber gerade darin liegt die Kunst der Führung, daß mit beschei¬ 
denen Aushilfen Entscheidendes erreicht, mit erträglichen Verlusten 
gegen eine gewaltige Aberlegenheit das Größte erzielt wurde. 
Diese vier Wochen des Narew-Durchbruchs bilden für Führung 
und Truppe ein unverwelkliches Blatt in dem überaus reichen 
deutschen Ruhmeskranz der ersten vier Jahre dieses Weltkrieges, 
neben dem vieles Bisherige der ganzen Kriegsgeschichte verblaßt. 
Als Napoleon 1806 die preußische Armee bei Jena und Auer- 
städt geschlagen hatte, stießen seine Truppen erst jenseits der 
Weichsel ernstlich wieder auf den Feind. Im Jahre 1805 und 
1809, nach den Tagen von Ulm und Regensburg, erreichten seine 
Truppen mit Ausnahme eines Schlachttages schnurstracks die öster¬ 
reichische Hauptstadt. 1870 traf die 3. deutsche Armee nach der 
Schlacht von Wörth (6. August) erst am 31. August vor Sedan 
und dann erst am 19. September bei Paris wieder auf französische 
Kräfte. Im Vormarsche wurde, wie bis dahin üblich, etwa nach 
jedem dritten Marschtage, ein Ruhetag eingeschaltet. Gefechts¬ 
und Schlachttage waren im Einerlei des Marschierens Lichtblicke 
für die Truppen; bequeme Unterkunft und Verpflegung in einem 
reichen Lande stärkten täglich Mut und Kraft des Mannes. Nichts
	        
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