Volltext: Lüttich-Namur [1]

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zweigenden Straßen und Wegen war das Zurechtfinden außer¬ 
ordentlich schwer; die Vorwärtsbewegung der Masse der Brigade 
drohte daher völlig zum Stehen zu kommen. Von dem hinter den 
Truppen befindlichen Stabe des Generals v. Emmich hatte sich 
General Ludendorsf an der Marschkolonne entlang nach vorn be¬ 
geben. Am Anfänge des Gros griff er persönlich ein und brachte 
so den Marsch wieder in Fluß. Schließlich gelang die Aufnahme 
der Fühlung mit der Vorhut, nicht ohne daß General Ludendorff 
selbst mit der ihm unmittelbar folgenden Truppe im Ostteil von 
Retinne einen nördlichen statt des westlichen Ausganges nahm 
und hierbei nördlich des Ortes in ein Gefecht eintrat. Nachdem 
der Irrtum schnell erkannt war, konnte der Kampf abgebrochen 
werden. So traf General Ludendorff mit den vordersten Teilen 
der nachgeführten Truppe gerade in dem Augenblicke auf dem 
Gefechtsselde der Vorhut ein, als Brigade und vorderstes Regi¬ 
ment ihre Führer verloren hatten. Unverzüglich übernahm er 
den Befehl über die Brigade. Zwei ihn begleitende Offiziere 
des Großen Generalstabes, die Hauptleute Brinckmann und 
v. Harbou, erhielten die Weisung, den feindlichen Stützpunkt rechts 
und links zu umgehen und von den Flanken sowie vom Rücken 
her zu nehmen. Mit einigen zusammengerafften Leuten des Regi¬ 
ments 27 und des Iägerbataillons Nr. 4 schlichen sich die beiden 
Offiziere seitwärts heraus. Vor dem nördlich umfassenden Trupp 
wich der überraschte Gegner aus. Die Straße wurde erreicht, 
und im Sturm wurden die ersten beiden Kanonen, die in diesem 
Feldzuge in deutsche Hände fielen, durch Teile der 3. und 4. 
Kompagnie der 4. Jäger genommen. Der südlichen Umfassungs¬ 
abteilung lief die Besatzung des Stützpunktes, ein Major mit 
mehreren Offizieren und etwa 100 Wann, in die Arme. Sie 
ergaben sich ohne Gegenwehr. Der Weg war frei, allerdings 
nur bis zum nächsten Orte, Oueue du Bois. Hier begann die 
blutige Arbeit von neuem. Alle Häuser spien Feuer. Es kam zu 
einen: fürchterlichen Straßen- und Häuserkampf mit all seinen 
Schrecknissen. Zum Glück schossen die Belgier sehr schlecht; nur wenige 
wagten, den Kopf aus den Fenstern zu stecken, um zu zielen. Als 
die Dämmerung herauszog, ergab sich die Möglichkeit, die deut¬ 
schen Geschütze sprechen zu lassen. Dies richtig erkennend, meldete
	        
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