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fallen worden. Erst nach einem heftigen Straßenkampf, wobei
sich ergab, daß die Bewohner die Häuser und Gärten in äußerst
geschickter Weife planmäßig zur Verteidigung eingerichtet hatten,
gelang es, alle Freischärler zu .überwältigen. Ein großer Teil des
Ortes ging dabei in Flammen auf. Noch immer konnten unsere
gutmütigen Leute sich nicht daran gewöhnen, jeden Belgier mit
Mißtrauen zu behandeln. Allzuost mußten sie leider ihre Ver¬
trauensseligkeit bitter büßen. Die wilderregte Bevölkerung ließ
kein Mittel, und war es .auch noch so verrucht, unversucht, um
unfern Truppen Schaden zuzufügen. Es kam sogar vor, daß fana¬
tische Weiber unsere Verwundeten heimtückisch überfielen, sie grau¬
sam quälten und langsam zu Tode marterten. Der Begriff der
„Hyänen des Schlachtfeldes" lebte in seiner schlimmsten Gestalt
wieder aus. Die seit Jahrzehnten in Wort und Schrift planmäßig
von unfern germanischen Vettern jenseits des Kanals in Belgien
betriebene Wühl- und tzetzarbeit trug ihre Früchte. Es wurde
unnütz deutsches und belgisches Blut vergossen; unsere Operationen
wurden dadurch nicht verzögert.
Auch an der Abwehr des Durchbruches der 14. Infanterie-
Brigade in der Nacht vom 5./6. August beteiligte sich die belgische
Zivilbevölkerung mit der Schußwaffe in Der Hand. Die Brigade
sammelte sich um Mitternacht auf den Wegen, die von Herve
und Soumagne nach Micheroux führen. In einem kleinen Bauern¬
hause fand eine letzte Besprechung der Generale v. Emmich und
Ludendorff mit dem Brigadekommandeur, General .v. Wussow,
statt. Es war beschlossen worden, den Weg durch Micheroux—
Sur Fosse—Queue du Bois—Bellaire—Iupille nach La Char¬
treuse zu nehmen. Ein Abbiegen von der Durchoruchsstraße und
ein Eingreifen in Gefechte der Neb'enverbände war streng unter¬
sagt worden. Um 12.30 morgens schoben sich je zwei Kompagnien
vom Infanterie-Regiment 165 gegen Fort d'Evegnse und Fort
de Fleron vor, um sie.abzuschließen und ihre Auftnerksamkeit ab¬
zulenken. Eine halbe Stunde später sollte der Vortrupp der Bri¬
gade antreten. In das vorn befindliche Infanterie-Regiment 27
hatte sich die Haubitzabteilung des Feldartillerie-Regiments Prinz-
Regent Luitpold von Bayern (Magdeburgisches) Nr. 4 einzu¬
schieben. Das Infanterie-Regiment 165 bildete die Verfügungs-