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worden. Der zunächst steil bergauf führende IWeg war von Häusern
und Hecken eingefaßt und so schmal, daß man kaum in Gruppenkolonne
marschieren konnte. Cheratte war ohne Zwischenfall durchschritten;
es war 2.30 morgens, also noch dunkel. Plötzlich stieß die Spitze
hart nördlich Wandre auf ein Astverhau, an welches sich rechts und
links Drahthindernisse anschlossen. Gleichzeitig fegte ununterbro¬
chenes Maschinengewehrseuer den Weg entlang, während aus
Hecken und Häusern seitwärts der Straße lebhaftes Gewehrfeuer
den Truppen entgegenschlug. Der Versuch, schnell rechts und
links von der Straße herunterzukommen und sich zu entwickeln,
war vergeblich; erst mußten Drahtzäune beseitigt, Hecken gelichtet
werden. Vermischung der Verbände und Verluste waren in solcher
Lage unvermeidlich. Der hintere Teil der Brigade bog nach rechts
aus einen Nebenweg aus. Es.bildeten sich zwei räumlich getrennte
Gefechtsgruppen, bei denen Teile beider Negimenter kämpften.
Besonders erbittert war das Ringen an und östlich der großen
Straße. Hier bot eine mit Obstbäumen bepflanzte Wiese Raum
für etwa 100 Schützen. In dem Bestreben, dort zu helfen, woher
der lauteste Kampflärm erscholl, strebte ein großer Teil der Bri¬
gade dorthin. Schließlich lag die Infanterie hier tiesgegliedert
hintereinander. Nur langsam gelang es, Gelände zu gewinnen;
immer wieder stürzten die vorspringenden Angreifer über Stachel-
und Stolperdrähte, die zwischen den Bäumen gezogen waren.
Ein heißer Kampf entspann sich um ein zweistöckiges Haus, wel¬
ches am jenseitigen Wiesenrande von Gittern und Mauern um¬
geben lag. Im Handgemenge wurde die kleine Festung erobert.
Hauptmann v. Wellmann vom Infanterie-Regiment v. Lutzow
starb hier den Heldentod bei dem Versuche, als einer der ersten
einzudringen. Auch der Kommandeur des Regiments, Oberst v.
Strantz, wurde hier verwundet. Zunächst sollte das Haus gehalten
und zur Verteidigung eingerichtet werden; mit anbrechendem Mor¬
gen wollte man den Angriff fortsetzen. Vis dahin mußten die
Besehlsverhältnisse in den stark durcheinander gekommenen Trup¬
pen geregelt werden. Die Weißen Armbinden, welche das Regi¬
ment 53 zur Unterscheidung vom Regiment 25 angelegt hatte,
hatten ein Vermischen der Regimenter nicht verhindert. All¬
mählich wurde der Aufenthalt bei dem Hause den dort zusammen¬