Volltext: Katechismus des Knabenhandarbeits-Unterrichts

Die praktische Ausgestaltung der Idee von der Erziehung zur Arbeit. 77 
Äie praktische Ausgestaltung der Idee von der 
Erziehung zur Arbeit. 
Aus dem bisher Entwickelten dürfte klar hervorgehen, 
daß der deutsche Arbeitsunterricht ein rein erziehlicher ist. 
Er verzichtet auf die gleichzeitige Erreichung gewerblicher 
Zwecke und schließt von sich alle mechanischen Handarbeiten, 
das Stroh-und Rohrslechten, Bürsteubinden, Korbmachen:c. 
grundsätzlich aus, welche, da sie von Blinden mit Vorliebe 
getrieben werden, wohl kaum imstande sind, die Augen der 
Sehenden zu erziehen; er schließt die mechanischen Arbeiten 
auch deswegeu aus, weil sie den Geist nicht wecken, sondern 
einschläfern; er schließt ferner ganz entschieden aus die 
Arbeiten für den Geldverdienst und endlich alle solche, 
welche auf eine direkte Vorbildung zum Handwerk hin- 
zielen. Es handelt sich nur um die Forderung, Hand und 
Auge zu bilden, damit die Erziehung des Kindes eine völlig 
harmonische werde. In der Überwindung der physischen 
Schwierigkeiten, über welche der große natürliche Eifer des 
Kindes hinweghilft, besitzen wir außerdem ein unersetzliches 
Mittel für die Bildung des Willens. Es gilt also beim 
Arbeitsunterricht allein, die Kräfte des Kindes zu üben 
und zu eutwickeln. Dabei kommt es natürlich nicht in erster 
Linie auf die Arbeitsprodukte, sondern auf das Arbeiten 
selbst und auf das an, was dabei gelernt wird, auf das 
Beobachten und Erfahren, auf die Schulung des praktischen 
Sinnes. Der erziehlichen Knabenhandarbeit liegt darum 
das Streben nach hausindustriellem Erwerb völlig fern. 
Denn die Hausindustrie würde uns bald zur einförmigen 
Herstellung von Massenarbeiten führen, die Rücksicht auf 
den Erwerb würde zu dem der individuellen Erziehung 
gerade entgegengesetzten Prinzip der Arbeitsteilung wie 
zur Verwendung von Hilfsmaschinen verleiten, und wir 
würden endlich auch in die schwierige Frage des Absatzes
	        
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