Volltext: Katechismus des Knabenhandarbeits-Unterrichts

58 Geschichte des Arbcitsunterrichts. 
der intellektuellen Bildung durch mechanische Beschäftigungen. 
(Gleichsam als Mitarbeiter Blasches erscheint GutsMuths 
in seinen 1801 erschienenen „Mechanischen Neben- 
beschäftigungen".) 
Während die Pädagogen jener Zeit die rein erzieh- 
liche Seite der praktischen Arbeit hervortreten lassen, 
kamen neben ihnen in verschiedenen Teilen Deutschlands 
Bestrebungen zur Geltung, welche mehr auf sozialem und 
volkswirtschaftlichem Grunde beruhten und in den söge- 
nannten Industrieschulen ihre Verwirklichung fanden. Der 
Anstoß zu dieser rasch über Österreich und Deutschland 
sich ausbreitenden Bewegung ging aus von dem böhmischen 
Pfarrer Ferdinand Kindermann, der im Jahre 1773 
in Kaplitz bei Bndweis eine Industrieschule einrichtete, und 
dem durch die Regierung Maria Theresias bald Gelegen- 
heit gegeben wurde, seine Reform auf das ganze Königreich 
Böhmen auszudehnen. Nach wenigen Jahren gab es in 
Böhmen über 200 Schulen, in welchen Handarbeitsunter- 
rieht getrieben wurde. In Norddeutschland war der Pastor 
Ludwig Gerhard Wagemann in Göttingen der erste, 
welcher den sogenannten Jndnstrieunterricht einführte; nach 
dem Muster seiner im Jahre 1784 begründeten Anstalt 
entstanden bald zahlreiche Industrieschulen an den ver- 
schiedensten Orten Nord- und Süddeutschlands. Sie waren 
ausschließlich für die Kinder der ärmeren Klassen bestimmt; 
ihre Aufgabe bestand darin, die Kinder zur Arbeitsamkeit 
zu gewöhnen und so durch Bekämpfung des Müßiggangs 
der Verarmung zu steueru. An die Seite dieses Haupt- 
zweckes tritt gar bald noch ein Nebenzweck, nämlich der, in 
den Industrieschulen die Kinder durch Handarbeit etwas 
verdienen zu lassen. Mit dem Hervortreten dieses Zieles 
in den „Erwerbschulen" ging natürlich ihre Bedeutung für 
die Jugenderziehung verloren. Da die Industrieschulen 
von vornherein mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen 
gehabt hatten, unter denen der Mangel an geeigneten Lehr¬ 
kräften, die Schwierigkeit der Aufbringung der nötigen
	        
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