Volltext: Katechismus des Knabenhandarbeits-Unterrichts

20 Gründe für den Arbeitsunterricht. 
als im Kindesalter, und daß das, was hier vernachlässigt 
wird, später nie mehr nachzuholen ist. 
Die Abhilfe liegt aber bereit, nicht etwa in der Dressur 
der Hand zu bestimmten Gewerbsarbeiten, sondern in ihrer 
Schulung durch einen gut geleiteten Arbeitsunterricht, 
welcher streng im Dienste der allgemeinen Erziehung steht. 
3. Bildung des Auges, Pflege der Anschauung. 
Der Arbeitsunterricht übt neben dem Zeichenunterricht 
die Fähigkeit des Auges, scharf und richtig zu sehen. Er 
bildet die Anschauung, lehrt das Kind beobachten und 
giebt ihm Gelegenheit, eigene Erfahrungen zu machen. 
Die Pädagogik verdankt bekanntlich Pestalozzi die For- 
derung, daß der Unterricht anschaulich sein, daß das Kind 
anschauen solle. So dankenswert nun diese Forderung 
gegenüber dem Wortwisfen und seiner gedächtnismäßigen 
Aneignung auch war, so möchte ich doch behaupten, daß ihr 
in der pädagogischen Praxis noch nicht völlig Folge gegeben 
wird, und daß der Anschauungsunterricht selbst fort und 
fort in Gefahr ist, wieder in den Verbalismus zu geraten. 
Vielfach besteht solcher Anschauungsunterricht nur aus 
Worten über die Dinge ohne jede wirkliche Erfahrung an 
ihnen, oder vielmehr aus einem Reden von den bloßen 
Abbildungen der Dinge — ein wahrer Bilderdienst! Wäre 
jene Forderung Pestalozzis wirklich Fleisch und Blut ge- 
worden, wir könnten nicht Tag für Tag es mit Schrecken 
sehen, wie wenig die Schüler ihre Sinne gebrauchen, wie 
sie über dem Auswendiglernen das Hören und Sehen ver- 
gesfen. Es ist geradezu erstaunlich, wie wenig die schul- 
mäßig herangebildete Jugend beobachtet. Freilich würde 
der Anschauungsunterricht, wenn er auch seine volle 
Schuldigkeit thäte, meines Erachtens doch noch nicht allein 
genügen. Man kann ja gleichsam vier Formen der lehrenden 
Vermittlung unterscheiden: nämlich die Belehrung durch
	        
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