Volltext: Katechismus des Knabenhandarbeits-Unterrichts

Gründe für den Arbeitsunterricht. 13 
lieferten und gedächtnismäßig angeeigneten Unterricht lassen 
sich so nicht bewältigen. Aber hier gilt das Wort: Weniger 
ist mehr. Der Erfahrungsunterricht ist tiefgründiger, das 
durch ihn erworbene Wissen und Können ist Eigentum des 
Schülers für das ganze Leben, während das für das Examen 
eingelernte Gedächtniswissen wie Spreu verfliegt, und keine 
Spur in dem Wesen und Willen des Zöglings zurückläßt. 
Ihre klarste Ausprägung hat endlich die Erziehungs¬ 
idee von der Bethätignng des Kindes in dem eigentlichen 
Handarbeitsunterrichte gefunden, er ist nur um ihretwillen 
da. Die Bestrebungen für den Arbeitsunterricht sind nichts 
anderes als ein Dringen auf die Bethätigung des Knaben 
in einem Kreise, den er mit seinen geistigen und körperlichen 
Kräften zu beherrschen vermag. — Nur auf solchem Wege 
wird es erreicht werden, daß der von seinen Gegnern nicht 
mit Unrecht ob seiner Unfruchtbarkeit geschmähte Unterricht 
in den Realien, der noch vielfach an der Einlernung von 
bloßem Namenwissen haftet, volles Leben erhält. Dann, 
wenn der mathematische, der physikalische Unterricht, die 
Geographie- und die Naturkunde nicht bloß die Anschauung, 
sondern auch die praktische Thätigkeit des Schülers in An- 
spruch nehmen, wenn die Ersahrnngswissenschasten ihren 
Namen auch für den an sie hinantretenden Schüler voll 
verdienen, wird der Arbeitsunterricht für die Schul- 
erziehung volle Frucht tragen. Dann wird auch die metho- 
dische Forderung: vom Thun zum Erkennen! in ihr Recht 
treten und das heute vorzugsweise gepflegte Sprachwissen 
seine lebendige Ergänzung finden. 
HI. pädagogische Gründe. 
Abgesehen von diesen in der erziehungsgeschichtlichen 
Entwicklung gegebenen Ursachen muß der Arbeitsunterricht 
auch aus rein pädagogischen Gründen gefordert werden des- 
wegen, weil er die Zwecke der allgemeinen Erziehung 
ganz erheblich fördert. Darum soll im Folgenden versucht
	        
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